60 Jahre Überfischung haben die Bestände dramatisch dezimiert.
Haie (Foto: Ein kleiner Dornhai im Netz) und Rochen in der Adria? Noch vor rund hundert Jahren waren sie so häufig, dass Fischer gut davon leben konnten, diese Knorpelfische zu fangen. Selbst der Weiße Hai wurde in diesem Mittelmeergebiet gelegentlich gesichtet. Doch Überfischung und Verschmutzung haben das inzwischen stark geändert. Wie drastisch die Bestände der Meeresräuber in den letzten 60 Jahren eingebrochen sind, belegt jetzt die Bilanz eines internationalen Forscherteams.
„Die lange Geschichte der menschlichen Eingriffe hat die Gemeinschaft der großen und mittleren Meeresräuber in der Adria schwerwiegend dezimiert“, warnen Francesco Ferretti von der kanadischen Dalhousie University und seine Kollegen. Durch die Fischerei seien zuerst die größeren Hai- und Rochenarten verschwunden, nach Beginn des industriellen Fischfangs dann auch die mittelgroßen. Heute gipfelt dies in der fast völligen Ausrottung der Haie und Rochen in dieser Region, wie die Auswertung von Fangdaten aus den letzten 60 Jahren ergab.
Für ihre Studie hatten die Forscher die Daten von fünf großen Bestandserhebungen ausgewertet, die zwischen 1948 und 2005 in der Adria durchgeführt wurden. Insgesamt 2.575 Mal waren Forscher dafür mit Schleppnetzen und Trawler bestimmte Stellen in der Adria abgefahren und hatten dabei auf standardisierte Weise ihren Fang erfasst. Das traurige Ergebnis: Die Zahl der Rochen ist seit 1948 um 87,7 Prozent zurückgegangen, die Haie sogar um 95,6 Prozent. Elf einst häufige Arten sind mittlerweile aus der Adria verschwunden. Übrig geblieben sind nur noch 33 kleine, am Meeresboden lebende Knorpelfischarten. Das Ökosystem in diesem Meeresgebiet hat dadurch seine Struktur komplett verändert, wie die Forscher berichten.
(Foto: Kleingefleckte Katzenhaie wurden in den letzten 60 Jahren besonders stark dezimiert)
Zu wenig Nachwuchs
Warum aber sind gerade die Haie und Rochen so anfällig? Andere Fische haben den Fischfang in der Adria doch auch überlebt? Der Grund liegt in ihrer Biologie: Die meisten dieser Knorpelfische wachsen nur sehr langsam heran, werden spät geschlechtsreif und bekommen auch nur wenige Nachkommen. Statt einfach nur Millionen von Fischeiern ins Meer zu entlassen, gebären einige Haiarten ihre Jungen sogar lebend.
Andere produzieren nur wenige, große Eier. „Deshalb können sie selbst moderate Über-nutzung ihrer Bestände nur schwer verkraften“, erklären Ferretti und seine Kollegen.
Überlebt haben in der Adria deshalb vor allem die Haie und Rochen, die vor der Fischerei ausweichen konnten: Dazu gehören kleine, bodenlebende Arten, aber auch solche, die sehr mobil sind: Fische, die je nach Jahreszeit zwischen der Adria und dem restlichen Mittelmeer wandern oder deren Territorien so groß sind, dass sie über die Adria hinausreichen.
Refugium an der Küste Kroatiens
Ein Refugium machten die Forscher anhand ihrer Daten aber auch vor der kroatischen Adriaküste aus. Dort war die Menge und Vielfalt der verbliebenen Haie und Rochen deutlich höher als im Norden und Westen der Adria. Nach Ansicht der Forscher hat dies zwei Gründe: Weil die Küste so zerklüftet ist, drehen dort nur wenige Fischkutter ihre Runden. Außerdem wird der Fischfang von den kroatischen Behörden dort nur wenig gefördert. Kurzzeitig, im Jahr 2008, hatte Kroatien vor seiner Küste sogar ein Meeresschutzgebiet eingerichtet.
„Eine ähnliche Initiative könnte die restlichen Haie und Rochen vor dem weiteren Rückgang bewahren“, meinen die Forscher. Denn wenn man die wenigen verbliebenen Rückzugsgebiete dieser Fische schütze, könnten sie von dort aus vielleicht auch den Rest der Adria wieder nach und nach besiedeln.
Quelle: wissenschaft.de vom 11.01.2013
Weitere Artikel:
Die Weltmeere sind fast leergefischt
Artenschwund bedroht Existenz vieler Menschen
Great Barrier Reef: Korallen tief im Wasser gefunden
Bakterien am Meeresboden sind lebende Stromkabel
Rangliste zeigt Problemzonen der Weltmeere
Ausgedehnte Algenblüte unter dem sibirischen Meereis entdeckt
Man und ich habe Anfange der 90er Jahre diese Tiere im Meer genossen, also optisch nicht kulinarisch!
Ich hoffe, dass sie etwas tun, um dieses Problem zu lösen.