Im scheinbar endlosen Weiß der Halbinsel Ungava im Norden Québecs zeigt eine Nasa-Aufnahme zwei kreisrunde schwarze Flecken. Die tiefen Kraterseen sind Zeugen gewaltiger Meteoriteneinschläge – und trotzen der Schneedecke. Warum frieren sie eigentlich nicht zu?
Schon im November überzieht ein schier endlos scheinender Schneeteppich weite Teile Kanadas. So auch die Halbinsel Ungava im Norden der Provinz Québec, die hier auf einer Aufnahme des Nasa-Satelliten „Aqua“ vom 25. November 2012 zu sehen ist. Zwei kreisrunde Flecken trotzen allerdings der Schneedecke. Es sind die Krater Pingualuit (oben) und Couture (unten), die vor Millionen von Jahren Meteoriten in den Grund geschlagen haben und heute tiefe Kraterseen beherbergen.
Der Pingualuit-See hat einen Durchmesser von etwa drei Kilometern und ist 246 Meter tief. Der größere Couture-Krater ist acht Kilometer breit bei einer Wassertiefe von 150 Metern. Aber wieso friert das Wasser nicht, wo doch der Winter die gesamte Umgebung fest im Griff hat?
„Die Kraterseen fassen derart große Wassermengen im Vergleich zu den umgebenden Gletscherseen, dass sie langsamer auf Temperaturänderungen reagieren“, erklärt Reinhard Pienitz auf der Webseite der Nasa. Der Süßwasser-Experte hat kürzlich eine Expedition nach Pingualuit geleitet, bei der Sedimentproben entnommen worden waren. Die verspätete Reaktion macht sich auch im Frühling bemerkbar: „Der Pingualuit-Kratersee ist immer der letzte, der im Winter friert, und der letzte, der im Frühling taut“, sagt der Fachmann.
Dennoch hat auch die Experten überrascht, dass der See so spät im November noch eisfrei ist. Das ist auf dem Pingualuit-Krater gewöhnlich nur über sechs bis acht Wochen von August bis September der Fall. Einen Grund für die Verzögerung sehen Wissenschaftler im extrem warmen Sommer, den die Arktis dieses Jahr erlebt hat.
Quellen: NASA/SpiegelOnline vom 30.11.2012
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