Das Leben an den Finanzmärkten hat sich in letzter Zeit beruhigt. Doch die Schuldenbombe tickt unerbittlich weiter: Laut McKinsey stiegen die Weltschulden von 158 Bio. (2010) auf jetzt 200 Bio. Dollar. Tendenz: Explosionsartig weiter steigend. Die Singularität naht.
Wer das Geldsystem kennt, für den ist es sicher keine Neuigkeit, dass die Schulden in der Spätphase eines solchen Systems in exponentielles Wachstum übergehen. Das ist sozusagen das eingebaute Suizidprogramm der schönen Schein-Welt. Ursache: Der Zinseszins-Effekt. Dieser wird den Sparern immer bildhaft vorgemalt, wenn’s um die Altersvorsorge geht. Problem dabei: Das Guthaben des einen müssen in diesem System die Schulden eines anderen sein – denn Geld=Schuld.
Dieser Zinseszinseffekt gilt natürlich auch systemisch, also für das globale Geldsystem. Das haben viele Beobachter aber nicht im Blick. Eine globale Geldmenge X verzinst sich mit dem Zins Y – sie wächst also und das mit zunehmenden Tempo.
Aber auch, wenn man das System nicht begreift, so ist doch unübersehbar, dass Schulden dauernd steigen. So beklagt der Unternehmensberater McKinsey Global in seiner jüngsten Studie, dass die Weltschuldenmenge von 158 Billionen im Jahr 2010 auf die Rekordsumme von 200 Billionen 2012 gestiegen ist: Macht ein Plus von 42 Billionen in nur zwei Jahren!
Die McKinsey-Jungs verstehen zwar das Geldsystem nicht, sie verstehen aber, dass die Schuldensumme bedrohlich ist – vor allem die Geschwindigkeit, mit der sie steigt. Als Volkswirtschaftler haben sie vorbildlich errechnet, dass dieser Betrag dem 2,5 fachen des globalen Bruttoinlandsproduktes (BIP) entspricht und kommen zu dem Schluss: Das Ende ist nah. Der Grund: Ab der 3,5 fachen Verschuldung des Welt-BIP werde Wirtschaftswachstum unmöglich.
Angesichts dieser Entwicklung schlagen nun bereits einige Analysten Alarm: Leigh Skene von Lombard Street Research (LSR) in London, der diese Zahlen zitiert, vermutet zahlreiche Industriestaaten bereits jenseits dieser Schwelle. Die öffentlichen und privaten Schulden seien vielfach zu hoch, als dass sie jemals zurückgezahlt werden könnten. Massive Defaults seien unvermeidbar. – Nun haben es offenbar auch die Experten begriffen.
Nun glauben einige Optimisten, dass es auch bei 400 Bio. Dollar Weltverschuldung noch weiter gehen könne. Doch das ist eine naive Annahme. Denn schon jetzt erzeugen immer mehr Schulden immer weniger Wachstum. Anders ausgedrückt: Die Wirtschaft kann den Zinsdienst durch Wirtschaftswachstum immer schlechter darstellen.
Am Ende nutzen auch neue Rettungsschirme und Schuldenlimit-Erhöhungen nichts mehr. Sie haben einen Null-Effekt. Es droht die Singularität: Schulden tendieren gegen unendlich, Wachstum tendiert gegen Null, Zinsen Null.
Das ist dann spätestens der Zeitpunkt, an dem Geld wertlos wird – ganz einfach, weil es nichts mehr bewirkt: Auch wenn man eine Trillion in den Wirtschaftskreislauf pumpen würde, hätte es keinen Effekt mehr. Dies zeichnet sich insbesondere schon Japan ab, aber auch in den USA, wie die obere Graphik verdeutlicht. Sie zeigt, wieviel Wirtschafts-wachstum durch einen Dollar neue Schulden erzeugt wird. Fazit: Die Null-Linie ist nicht mehr weit.
Quellen: The Economist/MMnews vom 06.12.2012
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