Äcker und Meerestiere sind immer noch verseucht – nach dem Atomunglück in Fukushima sind die japanischen Behörden weiterhin wegen einer relativ hohen Gammastrahlung in der havarierten Atomanlage beunruhigt.
Die Gammastrahlung, die von den Trümmern der Atomanlage ausgehe, bereite inzwischen größere Sorgen als die Mengen radioaktiven Cäsiums, die dort noch immer freigesetzt würden, heißt es in einem Bericht, der Ende August 2012 bei einem Treffen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vorgestellt wurde. Stündlich werden demnach etwa 0,01 Becquerel Cäsium freigesetzt. Diese Menge liegt weiter unter dem als gesundheitsschädlich geltenden Wert. Die größere Herausforderung sei es, die relativ hohe Gammastrahlung zu reduzieren, sagte Shinichi Kuroki, der den Bericht vorstellte.
Fische vor Küste von Fukushima strahlen weiterhin
Auch die radioaktive Belastung der Fische vor der Küste von Fukushima ist nicht zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Chemikers Ken Buesseler vom Ozeanografischen Institut von Woods Hole im US-Bundesstaat Massachusetts. Buesseler geht davon aus, dass weiterhin verstrahltes Wasser aus dem Unglücksreaktor ins Meer läuft und verseuchter Meeresboden die radioaktiven Teilchen ins Wasser abgibt.
Auf Grundlage der Daten schätzt Buesseler, dass 40 Prozent der Fische vor der Küste Fukushimas nach den japanischen Grenzwerten ungenießbar sind. Einerseits nehme die radioaktive Belastung nicht ab, andererseits variiere sie von einer Fisch- und Krustentierart zur nächsten. Das erschwere die Einschätzung der Gefahren durch die Behörden.
Buesseler zufolge sind weitere Studien erforderlich, um die Herkunft des Cäsiums und anderer Radionuklide, die den Pazifik vor Fukushima weiter verseuchten, besser nachvollziehen zu können.
Kosten des Unglücks bei fast 100 Milliarden Euro
Der japanische Energiekonzern Tepco hat die Kosten für die Aufräumarbeiten und Entschädigungen nach der Atomkatastrophe auf 97 Milliarden Euro geschätzt. Die Dekontaminierung verstrahlter Gebiete und die Entschädigung derjenigen, die durch das Unglück ihre Arbeitsplätze oder ihr Zuhause verloren haben, werde voraussichtlich das Doppelte der noch im April veranschlagten Summe kosten, erklärte der Konzern am 7. November 2012. Das wären zwei Prozent des japanischen Bruttoinlandsprodukts.
Tepco ist seit der Atomkatastrophe ruiniert. Der Konzern muss die Opfer des Reaktorunglücks entschädigen – mehr als 1,5 Millionen Menschen – und das Akw Fukushima abschreiben. Auch die Kosten für die Aufräumarbeiten trägt Tepco. Seit Juli 2012 ist der japanische Staat Mehrheits-Eigner des Energiekonzerns.
Fast 19.000 Menschen kamen im März 2011 ums Leben, als ein schweres Erdbeben und ein anschließender Tsunami die Gegend erschütterten. Die Naturkatastrophe führte zur Kernschmelze in der Atomanlage in Fukushima, der folgenschwersten Atomkatastrophe seit dem Unglück von Tschernobyl 1986.
http://www.youtube.com/watch?v=ImFZqrgna2s
Potentiell gefährliche Situation an weiterem TEPCO-AKW
Wie TEPCO gestern mitteilte, führte im AKW Kashiwazaki-Kariwa (Präf. Niigata) die Neigung eines Wasserstabs dazu, dass innerhalb eines Verbunds von Brennstäben, die in einem Abklingbecken für abgebrannte Brennstäbe von Reaktor 5 gelagert wurden, zwei der Brennstäbe in Berührung, kamen.
Wie der Betreiber TEPCO mitteilte, habe es keine Schäden an den Brennelementen, noch sonstige Auffälligkeiten gegeben. Die Situation an sich hätte jedoch einen ernsten Brennstäbe-Unfall verursachen können.
Ein Brennelement besteht jeweils aus einem Bündel von etwa 60 Brennstäben (hier: 65) in deren Mitte sich ein Wasserstab befindet, durch den das Kühlwasser fliessen kann. In 18 Brennelementen wurde eine Krümmung des Wasserstabs festgestellt.
Eine Untersuchung mit einem Fibroskop habe gezeigt, dass die Verformung sich in der Nähe der Öffnung im dünnen Bereich – im unteren Teil des Wasserstabs, wo die Stärke vergleichsweise gering ist – befand.
Einige weitere Öffnungen hätten sich durch die Deformierungen verkleinert, jedoch sei keine gänzlich verschlossen worden. Die unmittelbar an den Wasserstab angrenzenden Brennstäbe seien miteinander in Berührung gekommen, oder hätten sich zumindest stark aneinander genähert.
Zusätzlich zu diesen von TEPCO zur Verfügung gestellten Informationen, führt die Asahi Shimbun zusätzliche Informationen an: Im AKW Kashiwazaki-Kariwa war eine Reihe nicht abgebrannte Brennelemente aufgrund schlampiger Arbeitsweise bei der Einfügung in Metallhülsen starken Druckbelastungen ausgesetzt worden. Nach Angaben von TEPCO könnte eine derartige Schlamperei zu der jetzt festgestellten Situation geführt haben
Das Brennelement war 1994 in eine Metallhülle gesteckt und zwischen 1995 und 2000 im Reaktor genutzt worden.
(Foto: Fukushima Daini: Kontrollstäbe (o.) und Gehäuse des Kontrollstäbeantriebs (u.) am 11. bzw. 3. Dezember 2012)
Fukushima Daini ohne Störungen nach Großbeben
Am 27. November hatte man am AKW Fukushima Daini (Fukushima 2) mit visuellen Inspektionen in Reaktor 4 begonnen. Durch die Kontrolle, bei der auch Unterwasser-Kameras zum Einsatz kamen, sollten weitere Erkenntnisse über die Auswirkungen des Tohoku-Erdbebens 2011 gewonnen werden.
Der Kraftwerksbetreiber TEPCO kommt zu dem Schluss, dass dort keine Anormalitäten festgestellt wurden, welche die Funktionsfähigkeit der Anlage beeinträchtigen würden.
Die Meldung umfasste einige fotografische Aufnahmen, auf denen etwa die Kontrollstäbe und die Antriebsgehäuse zu sehen sind.
Am Block, der einen Dampftrockner stützt, ist zwar ein Riss zu sehen, doch größere Schäden findet man auf den Fotos tatsächlich nicht.
Aktuelle Bilder aus Fukushima:
http://www.youtube.com/watch?v=y6EWnVw5MLw
Quellen: PRAVDA-TV (Foto: Flickr/twinsearcher) spreadnews.de/TEPCO/3sat/Peak Doku vom 17.12.2012
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