Die Arbeiten zur Exhumierung des vor acht Jahren gestorbenen Palästinenserführers Yasser Arafat haben am Dienstag in Ramallah begonnen. Arbeiter hätten angefangen, Steine zu entfernen und das Grab freizulegen, bestätigte ein Mitglied des Komitees, das dem Verdacht eines Giftmordes nachgeht. Arafat war 2004 im Alter von 75 Jahren in einem französischen Militärhospital gestorben. Die Todesursache konnte damals nicht zweifelsfrei geklärt werden. Das Mausoleum in der Stadt im Westjordanland war schon am Montag für die Öffentlichkeit gesperrt worden.
Die Exhumierungsarbeiten sollen mindestens zwei Wochen dauern, sagte das Komitee-mitglied, das namentlich nicht genannt werden wollte. Die sterblichen Überreste Arafats liegen unter Tonnen von Beton in vier Metern Tiefe. Die dicke Betondecke war dafür vorgesehen, Schutz vor unbefugtem Zugriff zu bieten. Man wolle bei den Arbeiten sehr vorsichtig vorgehen und nur leichte Bohrmaschinen einsetzen, sagte das Komitee-mitglied. Es solle nicht mit schweren Baumaschinen gearbeitet werden, um dauerhaften Schaden an der Grabstätte zu vermeiden.
Am 26. November sollen Experten aus der Schweiz, Frankreich und zusätzlich auf palästinensischen Wunsch auch aus Russland anreisen. Sie sollen Proben der Überreste Arafats entnehmen. Ein Institut in der Schweiz hatte im Juli erhöhte Werte des radioaktiven Stoffes Polonium-210 an persönlichen Gegenständen Arafats gefunden. Viele Palästinenser glauben an einen Giftmord durch Israel, das diesen Vorwurf jedoch bestreitet.
Der französische Strahlenmediziner Roland Masse sagte der Zeitung „Times of Israel“ am Dienstag, es sei „absolut unmöglich“, dass Arafat vergiftet worden sei. Symptome einer tödlichen Vergiftung mit Polonium-210 habe das Krankenhaus damals unmöglich übersehen können, es sei auf den Nachweis radioaktiver Werte spezialisiert und habe auch im Fall Arafat entsprechende Untersuchungen gemacht. Masse ist in dem Militärkrankenhaus Percy bei Paris tätig, in dem Arafat starb.
Die französische Justiz hatte im August Ermittlungen wegen Mordverdachts eingeleitet, nachdem Arafats Witwe Suha dort Anzeige gegen unbekannt erstattet hatte. Schweizer Experten haben eine rasche Untersuchung der Leiche gefordert, weil sonst mögliche radioaktive Spuren im Knochengewebe Arafats wegen ihres raschen Zerfalls nicht mehr nachweisbar wären. Die Analyse nehme bis zu vier Monate in Anspruch, hieß es.
Quellen: APA/derStandard.at vom 13.11.2012
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