In den USA sind nach dem schweren Wirbelsturm “Sandy” zwei Atomreaktoren abgeschaltet worden, in einem dritten gab es ebenfalls einen Zwischenfall am Kühlsystem. Bei dem Reaktor Salem 1 in Hancocks Bridge am Delaware River im US-Bundesstaat New Jersey seien vier der sechs Wasserkreislaufpumpen ausgefallen, teilte der Betreiberkonzern PSEG zur Begründung mit. Der Nachbarreaktor arbeite normal.
50 Kilometer nördlich von New York wurde ein Reaktor des Atomkraftwerks Indian Point heruntergefahren, wie die Betreiberfirma Entergy über Twitter mitteilte. Er liegt am Hudson River im Bundesstaat New York. Grund seien “Probleme des externen Stromnetzes”.
“Sandy” hat auch einen Zwischenfall im dienstältesten Atomkraftwerk der USA im Bundesstaat New Jersey verursacht. Wie die US-Atomaufsichtsbehörde NRC am späten Montagabend (Ortszeit) mitteilte, löste ein Anstieg des Pegels im Kühlwasser-Reservoir des Meilers Oyster Creek (Bild oben) ein Alarmsignal aus. Das Kraftwerk war wegen des herannahenden Unwetters zuvor abgeschaltet worden. Nichtsdestotrotz hängt die Sicherheit der Anlage weiterhin von an einem funktionieren Kühlsystem ab.
Durch die Flutwellen und den heftigen Regen sei der Wasserspiegel in dem Becken angestiegen, hieß es in der Erklärung der NRC. “Es wird erwartet, dass der Pegel in den kommenden Stunden wieder zu sinken beginnt.” Oyster Creek ist das älteste Atomkraftwerk, das in den USA noch am Netz ist. Der Meiler war 1969 erstmals in Betrieb genommen worden.
Der Reaktor ist baugleich mit dem Reaktorblock Fukushima I-1 – dieser explodierte nach einem Erdbeben und einem Tsunami im März 2011 als erstes – siehe Nuklearkatastrophe von Fukushima. Im März 2011 wies ein amerikanisches Bundesgericht deshalb die NRC an, die Betriebserlaubnis des Kraftwerks zu überprüfen. Am 5. April 2011 wurde bekannt, dass die NRC keinen neuen Handlungsbedarf für das Kraftwerk sieht.
Am 12. Juli 2009 ereignete sich ein Störfall der eklatante Schwächen der Sicher-heitssystem offenlegte. Aufgrund eines Blitzeinschlags in eine externe Stromverteilung trat der Notstromfall ein. Die internen Diesel-Notstromgeneratoren liefen an. Einer davon hatte allerdings Anlaufprobleme. Es musste deshalb zusätzlich und als nahezu letzte Redundanz vorübergehend ein sogenannter Not-Kondensator in Betrieb genommen werden. Der Notstromfall dauerte 1,5 Stunden, es wurde dabei eine interne Notfall-Situation deklariert. Die Atomaufsichtsbehörde Nuclear Regulatory Commission (NRC) führte danach eine Spezialuntersuchung durch.
Am 9. April 2009 ist radioaktiv kontaminiertes Wasser (vor allem Tritium) aus dem Kernkraftwerk ausgetreten. Anfang Mai 2010 wurde bekannt, dass das kontaminierte Wasser eine Grundwasserschicht erreicht hat, von der ein großer Teil der Trinkwasserversorgung in der Region abhängt.
Der Investigativreporter Greg Palast legte schwere Mängel bloß in den Diesel-Not-stromsystemen amerikanischer Kernkraftwerke:
“Eine verblüffende Anzahl davon machte schlapp. In New York zum Beispiel schworen die Konstrukteure unter Eid, dass ihre drei Dieselgeneratoren für einen Notfall bereit wären. Die seien schließlich getestet worden. Die Tests waren Schummelei, die Generatoren liefen nur kurz bei niedriger Geschwindigkeit. Als man die Generatoren einem echten Test unter Notfallbedingungen unterzog, brach die Kurbelwelle beim ersten nach rund einer Stunde, dann beim zweiten und dritten. Wir gaben den Dieseln den Spitznamen “Snap, crackle and pop” (brechen/knallen, bersten/verpuffen, erscheinen/auftauchen).
Zum Abschluss noch ein Schmakerln für all die Kerosin-Junkies vom LaGardia Airport in New York City:
Muss Fliegen wirklich sein, tut es nicht auch ein Tretboot oder Paddeln?
Quellen: PRAVDA-TV / AFP / Greg Palast / wikipedia Creative Commons Attribution-ShareAlike License/recentr.com vom 31.10.2012
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