Nach Granateneinschlag – Türkei greift Syrien an

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Eskalation im Syrien-Konflikt: Wenige Stunden nach einem Granatenangriff auf ein türkisches Grenzdorf hat die türkische Armee am Mittwoch erstmals Ziele in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Nachbarland angegriffen.

Der Einsatz sei eine Reaktion auf eine Attacke syrischer Regierungstruppen, bei der fünf Türken getötet wurden, teilte das Büro des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan mit. Die mit Hilfe von Radargeräten identifizierten Angreifer seien von der Türkei aus mit Artillerie beschossen worden.

In einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung hat der Nato-Rat der Türkei einhellig seine „Unterstützung“ zugesichert. Der Zwischenfall wurde von den 28 Mitgliedstaaten „verurteilt“.

Der Nato-Rat bekräftigte seine Stellungnahme vom 26. Juni, nach der er die Lage in Syrien „genau beobachtet“. Die Grenzverletzungen durch Syrien wurden als „aggressive Handlungen“ verurteilt und als „Verstoß gegen das internationale Recht“ eingestuft. Die syrische Führung müsse die „Verletzung internationalen Rechts beenden“, forderte der Nato-Rat.

Die Beratungen wurden auf der Grundlage von Artikel 4 des NATO-Vertrags geführt, der für den Fall vorgesehen ist, dass ein Mitgliedstaat „die Unversehrtheit des Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit“ eines NATO-Landes als bedroht ansieht.

Kinder unter den Todesopfern

In dem türkischen Dorf Akcakale waren nach türkischen Angaben mindestens drei aus Syrien abgefeuerte Granaten eingeschlagen, von denen eine vier Kinder und deren Mutter tötete. Andere Quellen berichteten von drei Toten.

13 weitere Menschen wurden verletzt, darunter mehrere Polizisten. Fernsehsender zeigten Dorfbewohner, die in Panik über die Straßen rannten oder Deckung suchten.

Außenminister Ahmet Davutoglu berief ein Krisentreffen ein und telefonierte mit dem UN-Sondergesandten für Syrien, Lakhdar Brahimi, und anderen Vertretern der internationalen Gemeinschaft.

Die Ortschaft Akcakale liegt unmittelbar an der Grenze zu Syrien und nahe des lange umkämpften Grenzübergangs Tell Abjad, den syrische Rebellen nach zweitägigen Gefechten eingenommen hatten.

Die türkische Regierung steht im Syrien-Konflikt ganz klar auf der Seite der Opposition. Trotzdem hat sich Ankara in den vergangenen Monaten nicht dazu hinreißen lassen, direkt im Nachbarland zu intervenieren.

Gesichtswahrende Maßnahme

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Dass die türkische Armee jetzt, wo Zivilisten von Granaten aus dem Nachbarland getötet wurden, erstmals zurückgeschossen hat, bedeutet nach Einschätzung syrischer Beobachter noch nicht, dass die Türkei in Syrien jetzt Kriegspartei ist.

Vielmehr wird der Artilleriebeschuss von mutmaßlichen Stellungen der Regimetruppen als gesichtswahrende Maßnahme einer Regierung gewertet, die nicht als schwach dastehen möchte.

Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkrieges im Nachbarland mehr als 93.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen.

Die Forderung Ankaras, eine Schutzzone für Vertriebene auf der syrischen Seite der Grenze einzurichten, hat international keine ausreichende Unterstützung erhalten.

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Die Sympathie gegenüber syrischen Flüchtlingen sinkt 

Die Anfangs gegenüber den syrischen Flüchlingen gehegte Sympathie sinkt allmählich. Immer mehr Türken in den grenznahen Provinzen sind gegen die bevorzugte Behandlung der Flüchtlinge – man müsse erst der eigenen Bevölkerung die Zuwendung zukommen lassen, bevor man anderen helfe, so die Meinung vieler. Vor einigen Tagen war das noch anders.

Aufgrund der gestiegenen Terrorgefahr durch die PKK, die vom syrischen Regime unterstützt wird, glaubte man noch fest an die gerechte Sache. Die wohlhabenden syrischen Flüchtlinge hatten ja auch Devisen mitgebracht, mieteten sich in freie Wohnungen und Häuser ein.

Wie die US-amerikanische (Propaganda)-Nachrichtenagentur CNN berichtet, sind aber seit Tagen Polizisten in der Provinz Hatay unterwegs und fordern jeden Syrer der in die Türkei geflüchtet ist auf,  in eines der Flüchtlingslager zu gehen. Ansonsten, so der Journalist, habe man den Syrern mit Amtsgewalt gedroht.

Teils wird die nun folgende Politik auch auf die Unentschlossenheit der türkischen Regierung zurückgeführt. Man habe seit Wochen die anhaltenden Kämpfe zwischen dem syrischen Regime und der Freien Syrischen Armee einerseits begünstigt, aber anderer-seits die immer wieder auf die türkische Seite gefallenen Schüsse und Mörsergranaten ignoriert.

Seit Schulanfang sind mehrere Schulen in grenznahen Städten aufgrund der un-mittelbaren Gefahr geschlossen. Seit Mittwoch auch noch zwei Mörsergranaten 5 Menschenleben gefordert haben, ist der Unmut groß. Zahlreiche Bürger der Kleinstadt Akcakale marschierten vor das Verwaltungsgebäude des Landrats.

In Sprechchören forderten die Menschen die türkische Regierung auf, endlich für die nötige Sicherheit zu sorgen. Es sei schon zuviel passiert, aber nichts geschehen. Die Menge konnte nach einiger Zeit dazu bewegt werden, sich wieder aufzulösen. Die Stimmung ist dennoch aufgeheizt.

Das merkt auch die zivile Plattform der Freunde des Syrischen Volkes in der Provinz-stadt Antakya. In einem Appell forderte der Sprecher Arif Hafif die Bevölkerung auf, den syrischen Flüchtlingen den nötigen Respekt und das Gefühl der Anteilnahme entgegen zu bringen.

Die jüngsten Meldungen hätten irreparable Schäden unter der Bevölkerung hervor-gerufen. Man stehe gegenüber den syrischen Flüchtlingen argwöhnisch da, vermiete an sie keine Häuser oder Wohnungen mehr. Die Stadt der vielen Kulturen verliere dadurch seine Stellung in der Region, dass sei auch eine Politik einzelner Unruhestifter, die mit der Religion auf Propagandawegen Zwiespalt unter der Bevölkerung säen würden. Wer auch immer Schutz in dieser Provinz suche, dem müsse auch geholfen werden, erklärte Arif Hafif.

War es die syrische Armee, oder ein Versuch des Westens den Konflikt eskalieren zu lassen? Möglicherweise eine False Flag Operation? Die kommenden Tage werden es zeigen.

Quellen: PRAVDA-TV/RussiaToday/AFP/dpa/dapd/Reuters/sara/turkishpress.de vom 03.10.2012

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5 comments on “Nach Granateneinschlag – Türkei greift Syrien an

  1. Dachte sofort an eine gelenkte Eskalation der NATO – das ist historisch die Regel – man schürt die Feinseligkeiten, um dann den Profit daraus zu ziehen. Wie lautete ein römisches Sprichwort? „Teile und herrsche“. Wie auch in vielen anderen Ländern, ob Afrika oder Südamerika.

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