„Der Gast ist hingerissen, er sitzt im Büro des Fürsten von Liechtenstein, als das Telefon klingelt und sich sein Gegenüber mit den Worten meldet: »Hier Regierung.« Ein Land, in dem der Bürger sein Staatsoberhaupt direkt an der Strippe hat – das entspricht ganz dem Ideal des Besuchers: Leopold Kohr ist der Philosoph der kleinen Einheiten und des »menschlichen Maßes«.“
„Kohrs Losung »Small is beautiful« ist heute wieder populär. Mit diesem Gedanken, der schon die Ökologiebewegung der siebziger Jahre antrieb, dann als Ausdruck vorgestriger Sehnsüchte verhöhnt wurde, taucht nun auch sein Vordenker wieder auf, der National-ökonom, Jurist, Staatswissenschaftler und Philosoph Leopold Kohr.“
Den 1994 verstorbenen Träger des Alternativen Nobelpreises ehrter der Stadtstaat Bremen ehrte ihn als »Schutzheiligen des Föderalismus«, die Foren der Occupy-Bewegung diskutieren seine Ideen. Was macht sie so aktuell?
„Leopold Kohr war davon überzeugt, dass es nicht nur bei Heilpflanzen ein Zuviel gibt, sondern auch bei Nationen und Institutionen. Nicht Gier oder einen bestimmten Nationalcharakter sah er als Ursache für lähmende Hegemonien und für Kriege, sondern die »kritische Macht«, die jede zu große Struktur besäße. Einheitsregeln, Fusionen, gänzlich zollfreie Märkte – das alles bedinge Zerfall. Nur kleine Einheiten ließen sich demokratisch verwalten, nur sie seien wettbewerbsfreundlich, und wenn sie Fehler machten, seien die Auswirkungen begrenzt.“
Im Grunde war Kohr Anarchist, seiner Ansicht nach störte jede Obrigkeit nur die Entfaltung freier Individuen. Aber wenn schon eine Regierung, dann schien sie seiner »Geselligkeitstheorie« nach nur legitim in der Rolle eines Gastgebers: »Der Wirt dient den Menschen und nicht der nebelhaften Vorstellung vom Volk.«“
Der Trailer zu der Dokumentation „Leopold Kohr – small is beautiful – Rückkehr zum menschlichen Maß“:
Das Wachstum der menschlichen Systeme scheint an seine Grenzen gelangt zu sein. Wirtschaftskrisen, krachende Bankenimperien und die Folgen des Klimawandels erschüttern die globalisierte Welt. Ist das zwingend schlecht? Sollte das Dogma des ewigen Wachstums nicht hinterfragt werden? Kann eine neue Bescheidenheit nicht auch neue Perspektiven bieten?
Fragen wie diese hat Leopold Kohr bereits vor 50 Jahren gestellt. 1983 ist Kohr mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. Dennoch ist der österreichische Staatsphilosoph und gebürtige Salzburger in seinem Heimatland weitgehend unbekannt geblieben. Dieser Film ruft Leopold Kohrs Ideen wieder nachhaltig in Erinnerung.
Quellen: PRAVDA-TV/Zeit Online/karlmayr/deutschland.net vom 24.10.2012
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