Der erste private Raumtransporter der Geschichte ist am Sonntagabend problemlos ins All gestartet. Die unbemannte „Dragon“-Transportkapsel hob mit Hilfe einer Falcon-9-Rakete plangemäß um 20.35 Ortszeit (2.35 Uhr MESZ) vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Staat Florida ab. Vor fünf Monaten war es der „Dragon“ das erste Mal gelungen, bei einem Probeflug an der ISS festzumachen.
Bis zum Schluss hatten die Ingenieure wegen der hohen Regenwahrscheinlichkeit um den Start gebangt. Zehn Minuten nach dem Start erreichte die Kapsel ihre Erdumlaufbahn. Bleibt „Dragon“ plangemäß auf Kurs, wird er am Mittwoch mit 400 Kilogramm an Vorräten und Forschungsmaterial an Bord an der Internationalen Raumstation (ISS) andocken.
Reaktionen
Trotz einer „Unregelmäßigkeit“ beim Antrieb feierten NASA und „Dragon“-Erbauer SpaceX den Start als Erfolg. „Das ist großartig“, sagte SpaceX-Chefin Gwynne Shotwell nach dem Bilderbuchstart der Kapsel. Nach ihren Angaben dürfte selbst ein Ausfall eines der Triebwerke die Mission nicht gefährden. „Wir sind einsatzfähig“, versicherte sie. Dies bedeute jedoch nicht, dass „wir aufhören dazuzulernen“. Ziel sei es, die Transporte so sicher wie möglich zu machen. NASA-Chef Charles Bolden sprach von einem Meilenstein in der Geschichte der US-Raumfahrt. Während private US-Unternehmen den Transport zur ISS sicherstellten, könne sich die NASA auf das konzentrieren, „was sie am besten kann: Die Erforschung unseres Sonnensystems“.
Privatisierung
Wegen der hohen Kosten für ein staatliches Raumfahrtprogramm setzt die US-Regierung nun auf private Anbieter – wie SpaceX. Ein Vertrag zwischen SpaceX und NASA sieht vor, dass das Unternehmen in vier Jahren zwölf Versorgungsflüge zur ISS gewährleistet und rund 20 Tonnen Material dorthin verfrachtet – Kostenpunkt: 1,6 Milliarden Dollar (rund 1,23 Milliarden Euro). Einen ähnlichen Vertrag hat die NASA mit der Firma Orbital Space Corporation. Deren erster Testflug ist für die kommenden Monate geplant.
Darüber hinaus schloss die NASA im August Verträge mit SpaceX, Boeing und Sierra Nevada über die Entwicklung bemannter Raumfähren ab. Ziel ist es, dass sie ab 2015 auch den Transport von Astronauten zur ISS übernehmen.
Eiscreme für ISS-Crew geladen
Für die Astronauten in der Raumstation hat „Dragon“ etwas Besonderes dabei: Es gibt „fliegende Eiscreme“, verriet NASA-Programmmanager Michael Suffredini. „Wir versuchen, etwas ‚Bonusessen‘ für die Crew mit hochzuschicken.“ Dafür, dass die Vanille-Eiscreme mit der Schokosauce auf dem dreitägigen Flug zur Station nicht schmilzt, sorgt ein Kühlschrank im Bauch der Kapsel. Er soll auf dem Rückweg Urin- und Blutproben kühlen. Die Kapsel soll insgesamt 759 Kilogramm Müll und wissenschaftliche Geräte zur Erde bringen – am 28. Oktober soll sie vor der Küste Südkaliforniens im Meer landen.
Quellen: RussiaToday/APA/NASA/derStandard.at vom 08.10.2012