Der Schwund ist dramatisch: Das Great Barrier Reef vor Australien hat in den vergangenen Jahrzehnten einen großen Teil seiner Korallen eingebüßt. Forscher nennen drei Gründe dafür: schwere Stürme, Seesterne und den Klimawandel.
Das Korallensterben am Great Barrier Reef vor der australischen Ostküste ist dramatischer als bislang angenommen. In den vergangenen 27 Jahren ist die Korallendecke um über 50 Prozent geschrumpft, schreiben australische Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Den Daten zufolge ist die Korallendichte im Great Barrier Reef seit 1985 von 28,0 auf 13,8 Prozent zurückgegangen.
Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Welt. Es erstreckt sich über 345.000 Quadratkilometer und umfasst mehr als 3000 einzelne Riffe. Seit 1981 zählt es zum Weltnaturerbe der Unesco. „Bisher galt das Great Barrier Reef noch als ver-gleichsweise wenig gefährdet“, so die Wissenschaftler. Denn es liege relativ weit von bewohnten Küsten entfernt und sei durch Fischerei nur wenig betroffen.
Doch durch den Klimawandel heizen sich die Meere auf, was die Korallen belastet. Dieses Phänomen ist allerdings nur für rund zehn Prozent der Verluste verantwortlich, berichtet das Team um Glenn De’ath vom Australian Institute of Marine Science (AIMS) in Townsville.
Viel verheerender wirkten schwere Stürme, die für 48 Prozent des Korallenrückgangs verantwortlich gemacht werden. Und sogenannte Dornenkronen-Seesterne hätten die restlichen 42 Prozent des Rückgangs verursacht. „Wir können die Stürme nicht ver-hindern, aber vielleicht können wir die Seesterne eindämmen“, sagte AIMS-Chef John Gunn. „Wenn uns das gelingt, haben die Korallen eine bessere Chance, sich an die höheren Wassertemperaturen und die Versauerung der Meere anzupassen.“
Dornenkronen befallen periodisch das ganze Riff
„Die Geschwindigkeit, mit der die Korallen zurückgehen, hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht“, sagen die Forscher. Seit 2006 verliere das Riffgebiet pro Jahr 1,45 Prozent seiner Korallendecke – und damit deutlich mehr als nach früheren Erhebungen. Hinzu kommt, dass sich auch das Wachstum der Korallen verlangsamt hat, wie die Wissenschaftler berichten. „Seit 1990 hat die Rate, mit der Korallen neue Kalkskelette bilden, um 15 bis 20 Prozent abgenommen“, schreiben De’ath und seine Kollegen. Ursache dafür sei der Klimawandel und das durch diesen immer wärmer und saurer werdende Wasser.
Laut der Studie schwinden die Korallen an manchen Stellen des Riffs deutlich schneller als an anderen. Im nördlichen Teil, wo die meisten Touristen zum Tauchen hinfahren, sei die Korallendecke ziemlich stabil. Dramatisch sei die Situation im Süden, wo starke Zyklone Schäden anrichteten.
Dornenkronen-Seesterne befallen periodisch das ganze Riff. „Die Korallendecke kann sich erholen, aber das dauert 10 bis 20 Jahre“, teilte einer der Studienautoren, Hugh Sweatman, mit. Wenn es die Dornenkronen nicht geben würde, würde die Korallendecke pro Jahr um etwa 0,9 Prozent wachsen. „Die Intervalle zwischen den Störungen sind meist zu kurz, deshalb der Gesamtverlust über längere Sicht.“
Dornenkronen (Acanthaster planci) sind Seesterne mit bis zu 23 Armen, die 30 Zentimeter Durchmesser erreichen können. Wenn das Ökosystem aus dem Gleichgewicht ist und ihre Feinde wie Riesenmuscheln und -schnecken dezimiert sind, vermehren sie sich rasant und fallen ähnlich wie Heuschreckenschwärme an Land zu Hunderttausenden ein. Eine Dornenkrone kann am Tag eine faustgroße Koralle vertilgen. Nun soll weiter erforscht werden, wie sich die Seesterne zurückdrängen lassen.
Quellen: dpa/dapd/SpiegelOnline vom 02.10.2012
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