Odyssee beendet – „MSC Flaminia“ erreicht sicheren Hafen

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Nach monatelanger Odyssee ist die havarierte „MSC Flaminia“ in Wihelmshaven eingetroffen. Doch es wird noch Wochen dauern, bis sie entladen ist. Auch die Politik wird sich noch länger mit ihr beschäftigen müssen.

Die riesigen Container liegen kreuz und quer an Deck verstreut, vom Ruß dunkel ver-färbt. Eine Schneise der Verwüstung zieht sich über den gesamten Mittelteil der MSC Flaminia (welch passender Name?!). Hier hat die Feuersbrunst gewütet.

Sechs Schlepper bugsieren das stark beschädigte Schiff am Sonntagabend vorsichtig an den Anleger in Wilhelmshaven. Nach wochenlanger Odyssee hat er endlich einen sicheren Hafen erreicht. „Erleichtert sind wir schon ein bisschen“, sagt der Leiter des Havariekommandos, Hans-Werner Monsees. „Aus unserer Sicht hat alles gut geklappt.“ Seit Wochen sind er und seine Mitarbeiter ununterbrochen im Einsatz, um die Bergung der Flaminia vorzubereiten – ein kompliziertes Manöver, bei dem kein Risiko eingegangen werden durfte. Denn an Bord befindet sich ein Giftcocktail, dessen Gefahr zurzeit noch niemand abschätzen kann.

Konzentriert verfolgt der stellvertretende Stabsleiter Jens Rauterberg von der Brücke eines Zollschiffs, wie die Schlepper die Flaminia in den neuen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven ziehen, langsam drehen und dann an die Mole schieben. Wie Spiel-zeugboote wirken sie neben dem 300 Meter langen Containerriesen, der in den vergangenen Wochen zu einem dicken Problem geworden ist.

Mitte Juli hatte die Flaminia auf dem Atlantik Feuer gefangen. Container mit Gefahrgut verbrannten, giftige Stoffe traten aus. Explosionen erschütterten den Laderaum. Ein Seemann kam ums Leben, ein anderer wird seither vermisst.

Benzylchlorid, Xylenol, Dimethylaminoethyl Methacrylat – die Liste der Gefahrstoffe liest sich wie ein Lexikon der chemischen Industrie. Die Container sind offenbar über das gesamte Schiff verteilt, sowohl unter Deck in den Laderäumen als auch über Deck gestaut. Bei einigen Containern ist in den Ladungspapieren allerdings nicht angegeben, was sich genau darin befindet. An mehreren Stellen in der Liste steht lediglich:

„Entflammbare Flüssigkeit“, „giftig“ oder „für die Umwelt gefährlich“. Nach Ein-schätzungen von Experten deutet vieles auf Chemieabfälle hin, die beispielsweise allgemein als „ätzend“ deklariert wurden. „Wenn sie eine chemische Fabrik haben, dann kaufen sie nicht korrosive Flüssigkeiten ein, dann kaufen sie bestimmte Chemikalien ein. Diese Sammelklassen deuten darauf hin, dass es sich um Abfälle handelt“, sagte der Chemiker Bernd Krock vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven.

Großbritannien und Frankreich weigerten sich, den havarierten Frachter in einen ihrer Häfen einlaufen zu lassen. Wochenlang trieb er auf dem Ozean. Ein heftiger Streit um seine Bergung entbrannte. Schließlich entschied das Havariekommando, dass die Flaminia in den JadeWeserPort kommen sollte.

Schlepper mussten sie durch den Ärmelkanal bis in den Jadebusen bringen – mitten durch das zum Weltnaturerbe zählende Wattenmeer. Wie ein gestrandeter Wal liegt sie jetzt am Ende der langen Kaimauer da. Rund herum ist alles weiträumig abgesperrt.

Am Montag will sich das Havariekommando erstmal ein genaues Bild von der Lage an Bord machen. Ein Expertenteam hatte sich dort bereits umgeschaut und Proben genommen. „Das sind erstmal Stichproben gewesen“, erläutert Rauterberg. „Wir sind noch nicht überall rangekommen.“ Am Dienstag werden dann Brandermittler damit beginnen, nach der Ursache für das verheerende Feuer zu suchen. Erst wenn sie ihre Arbeit beendet haben, können die beschädigten Container und das mit Giftstoffen belastete Löschwasser entsorgt und das Schiff entladen werden. Das Ganze wird mehrere Wochen dauern.

Das Problem Flaminia wird auch die Politik noch länger beschäftigen. Bode und viele seiner Kollegen wollen das europäischen Notfallkonzept nun auf den Prüfstand stellen.

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Quellen: PRAVDA-TV/Havariekommando/dpa/NDR/sueddeutsche.de vom 10.09.2012

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