Um gegen Rentenkürzungen zu demonstrieren, verlangten 200 griechische Pensionäre ein Gespräch mit dem griechischen Gesundheitsminister. Als dies verweigert wurde, stürmten die Rentner das Ministerium. Der Minister soll sie daraufhin als Lügner und Tyrannen genannt haben.
Eigentlich hatte Antonis Samaras vor der Wahl in Griechenland angekündigt, die notwendigen Einsparungen nicht weiter auf die Bürger abzuwälzen. Das neue Spar-programm, das der Regierung mehr Verhandlungsstärke geben soll, wenn es um eine Lockerung des Reformprogrammes geht, nimmt darauf jedoch keine Rücksicht. Wieder einmal sind auch die Rentner des Landes davon betroffen. Hinzu kommt, dass Arztbesuche und verschreibungspflichtige Medikamente seit Montag dieser Woche zunächst vom Patienten selbst vorgestreckt werden müssen, weil die Regierung ihre Schulden nicht begleicht. Das stellt die Rentner vor zusätzliche Herausforderungen.
Aus Protest über die Mängel im Gesundheitssystem und die bereits umgesetzten sowie die noch folgenden Rentenkürzungen demonstrierten am Dienstagmorgen 200 Pensionäre des größten griechischen Versicherungsfonds IKA vor dem Gesund-heitsministerium. Sie forderten auch ein Treffen mit dem griechischen Gesund-heitsminister Andreas Lykourentzos.
Als ihnen dies jedoch verweigert wurde, liefen sie überraschend mit vollem Körper-einsatz auf die Sicherheitskräfte zu und stürmten in das Ministerium. Vorgedrungen bis zu dem Büro des Ministers versuchten sie auch dort einzudringen, was ihnen jedoch nicht gelang. Vor dem Büro von Andreas Lykourentzos forderten sie nochmals die Rentenkürzungen zurückzunehmen, so keeptalkinggreece.com.
Einige griechische Medien berichteten, der Minister sei daraufhin aus seinem Büro gekommen und habe die Rentner gebeten, ruhig zu sein. Andere behaupteten Andreas Lykourentzos hätte sich ein paar Minuten mit einigen in seinem Büro unterhalten. Darüber hinaus erzählte der Vorsitzende des IKA-Renten-Verbandes, Dimos Koumpouris, den Pensionären, der Gesundheitsminister hätte sie Lügner und Tyrannen genannt, weil er nicht glaube, sie müssten die Medikamente aus eigener Tasche bezahlen. „Das Verhalten des Ministers war vulgär und faschistoid“, ergänzte Dimos Koumpouris.
Das Gesundheitsministerium soll der griechischen Zeitung To Vima zufolge nicht bestätigt haben, dass der Minister sich so geäußert habe. Verneint wurde aber auch nichts. Für Sonnabend planen Rentner aller privaten und öffentlichen Versicherungsfonds einen größeren Protestmarsch.
Quellen: dpa/Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten vom 04.09.2012