Erstmals haben Forscher eine Bohrung in einen Supervulkan getrieben – der Magmagigant bedroht ganz Europa.
Der Anfang ist geschafft: Die erste Bohrung in den Supervulkan Phlegräische Felder (Foto: Oben die Stadt Neapel, darunter an der Küste die vielen Krater der PF und rechts davon der Vesuv) in Süditalien ist bereits mehr als 200 Meter weit vorgedrungen. In den nächsten Wochen soll sie auf 500 Meter verlängert werden, um schließlich Messgeräte in dem Loch zu installieren. Voraussichtlich nächstes Jahr soll dann die 3500 Meter tiefe Hauptbohrung beginnen, um Geheimnisse des gefährlichen Vulkans zu lüften.
Das Projekt hatte sich aufgrund von Sicherheitsbedenken verzögert; eigentlich sollten die Bohrungen bereits vor zwei Jahren starten. Doch Bürger hatten die Sorge angemeldet, die Stiche könnten den Vulkan unruhig werden lassen – ein Szenario, das manche Wissen-schaftler nicht ausschließen wollen. Im Frühjahr jedoch gab es erneut grünes Licht für die erste Bohrung nahe der Stadt Pozzuoli.
Ein Wissenschaftlerkonsortium will nun im Rahmen des International Continental Scientific Drilling Program (ICDP) und des Integrated Ocean Drilling Program (IODP) an sieben Stellen Bohrungen anbringen – sechs in den Meeresboden, eine an Land. Erkundet werden soll beispielsweise, wo Magma schlummert.
Kein Vulkankegel verrät die Phlegräischen („Brennenden“) Felder nahe Neapel. Beim letzten großen Ausbruch vor 39.000 Jahren stürzte die Erdkruste ein, nachdem sich die riesige Magmakammer entleert hatte. Zurück blieb ein Krater, die sogenannte Caldera.
In ihr liegt nun der Großteil der Metropolregion Neapel, die auf der anderen Seite auch noch von dem gefährlichen Vulkan der Gegend, dem Vesuv, überragt wird. Angesichts von 1,5 Millionen Menschen in der näheren Umgebung handele es sich um „das gefährlichste Vulkangebiet der Welt“, sagt Bohrungsleiter Giuseppe De Natale vom INGV-Osservatorio Vesuviano in Neapel. Eine große Eruption wie vor 39.000 Jahren könnte weite Teile Europas unter einer dicken Ascheschicht begraben.
Der Vulkan sei unruhig geworden, berichten Forscher im Fachmagazin „Geology“: In letzter Zeit häuften sich leichte Beben, und auch Gas ströme vermehrt aus dem Boden. Rechnungen zeigten, dass mittlerweile genügend Magma in den Untergrund gedrungen sein könnte, so dass kleinere Eruptionen drohten.
Quellen: ESA/SpiegelOnline vom 09.09.2012
Überraschung im Untergrund – Monstervulkane tief unter uns – Vesuv: Ein Supervulkan wird angebohrt (Video)