Augenzeugen: Heftige Krawalle in Pakistan

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Tausende Demonstranten belagerten in Islamabad ein Luxushotel und versuchten in das Botschaftsviertel zu gelangen. Pakistans Armee sicherte das Viertel. Weitere Proteste werden für Freitag erwartet.

DW-Mitarbeiterin Qurratulain Zaman ist im Serena Hotel in Islamabad, als am Donnerstag (20.09.2012) die Proteste eskalieren. Sie berichtet über den Internetdienst Twitter: „Kann Explosionen und Schüsse hören. Nach Angaben des Wachmanns wird seit über einer halben Stunde gefeuert“, schreibt sie in einem „Tweet“, einer Twittern-achricht.

In ihren folgenden Tweets gibt sie ihre Einschätzung ab, dass sich die Situation zuspitzt. So schreibt Qurratulain Zaman, wie sie hören kann, dass sich die Demonstranten dem Hotel nähern. Telefonisch kann die DW Zaman nicht erreichen. Kenner des Landes vermuten, dass die Regierung das Handynetz abschalten ließ.

Demonstranten dringen in die „Red Zone“ ein

Am frühen Donnerstag (Ortszeit) hatten Studenten bereits per Twitter von friedlichen Demonstrationen in mehreren Städten Pakistans berichtet. Im Tagesverlauf ziehen dann gewaltbereite Demonstranten in Richtung Regierungs- und Diplomatenviertel, Ein-heimischen auch als „Red Zone“ bekannt. Hier befinden sich unter anderem die amerikanische, britische und französische Botschaft. Zahlreiche Demonstranten ziehen auch zu Hotels, die von Ausländern besucht werden.

An allen Zielorten erwarten nach Augenzeugenberichten tausende Polizisten die Demonstranten. Auf Anweisung des pakistanischen Innenministeriums sichern später auch Soldaten das schwer bewachte Regierungs- und Diplomatenviertel. Zeugen zufolge können dennoch viele Demonstranten in das Viertel eindringen.

Raza Rumi, ein bekannter Blogger aus Pakistan, schreibt – ohne Angabe einer Quelle – wenig später auf Twitter, dass bereits Studenten und Polizisten bei den Kämpfen in der Nähe des Regierungsviertels und der von Ausländern besuchten Hotels verletzt worden seien. “Mir tun die Polizisten, die heute in Islamabad verletzt wurden, sehr leid. Es sind mutige Männer, die versuchen Ordnung zu schaffen“, schreibt er in englischer Sprache in einem Tweet.

„Liefert die Amerikaner aus und wir lassen euch in Frieden“

Wenig später berichtet Qurratulain Zaman, dass die Demonstranten das Hotel im Zentrum Islamabads erreicht haben und das Gebäude mit Steinwürfen angreifen. Die Polizei setzt Tränengas ein und versucht die Masse auseinanderzutreiben. ARD-Korrespondentin Sandra Petersmann berichtet von Warnschüssen aus scharfen Waffen. Nachrichtenagenturen schätzen die Zahl der Demonstranten auf 3.000.

Die vielen im Serena Hotel gastierenden Ausländer müssen – so schätzt es Zaman ein – um ihr Leben fürchten. Die Demonstranten fordern die Hotelgäste auf, alle US-Amerikaner auszuliefern. Die Polizei hat nach Auskunft von Zaman Schwierigkeiten, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Andere Berichte bestätigen die Eindrücke der DW-Mitarbeiterin.

„In Teilen Pakistans beginnt gerade der Bürgerkrieg“

„Ich kann es leider nicht anders sagen, aber in Teilen Pakistans beginnt gerade der Bürgerkrieg. Wegen eines lächerlichen Videos“, schreibt Hasnain Kazim, Spiegel-Korrespondent in Islamabad, auf Facebook.

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In den vergangenen Tagen waren Demonstranten bereits mehr als ein Dutzend Mal durch pakistanische Städte gezogen, dabei starben zwei Menschen. Ausschreitungen dieser Heftigkeit hatte es bisher allerdings nicht gegeben.

Das US-Außenministerium warnt unterdessen alle US-Bürger, auf nicht notwendige Reisen nach Pakistan zu verzichten. Aleem Maqbool, Auslandskorrespondent der BBC in Islamabad, zitiert auf Twitter einige Demonstranten: Sie würden das Regierungsviertel nicht verlassen, bevor die US-Botschaft nicht in Flammen steht.

Die pakistanische Regierung hat den Freitag (21.09.2012) zum landesweiten Feiertag zu Ehren des Propheten Mohammed und zum offiziellen Protesttag gegen den Schmäh-Film und andere islamkritische Karikaturen erklärt. Gleichzeitig kündigten Behörden an, in weiten Teilen Pakistans die Mobilfunknetze abzuschalten. Tankstellen sollen geschlossen bleiben. Die Maßnahmen sollen verhindern, dass es zu größeren Ausschreitungen oder Massendemonstrationen kommt.

Quellen: twitter.com/Deutsche Welle vom 20.09.2012

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