Neue Aufnahmen der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der europäischen Raumsonde „Mars Express“ zeigen einen Teil des Marstals Ladon Valles. In der frühen Geschichte des Mars müssen beträchtliche Wassermassen aus südlicher Richtung sowohl über das Ladon Valles (Lat. für Tal), als auch direkt aus dem südlichen Hochland in ein altes, großes Einschlagsbecken geflossen sein.
Wie die Aufnahmen vom 27. April 2012 zeigen, belegen Sedimentablagerungen in der Region nördlich der Krater Holden und Eberswalde im südlichen Hochland des Mars die einstige Wasseraktivität. „Westlich (oberhalb) dieser beiden, sich teilweise über-lappenden Krater sind im Bildausschnitt kleinere Flusszuläufe im großen Einschlags-becken zu sehen. Östlich (unterhalb) der Krater Sigli und Shambe liegt der Zulauf von Ladon Valles“, erläutert das die Kamera betreibende Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR.de). „Hier und an vereinzelten Stellen weiter nördlich sind helle Ablagerungen zu erkennen.“
Untersuchungen der bei genauer Betrachtung sichtbaren hellen und geschichtete Ablagerungen deuten darauf hin, dass es sich hierbei unter anderem um Tonminerale handelt, die auf der Erde nur unter dem Einfluss von Wasser gebildet werden. Das Vorhandensein dieser Minerale lässt somit darauf schließen, dass auch in diesem Gebiet flüssiges Wasser über einen relativ langen Zeitraum auf der Marsoberfläche vorhanden war, wahrscheinlich in einem größeren stehenden Gewässer, wie einem See oder kleinen Binnenmeer.
Im mittleren und rechten Bildausschnitt sind neben vereinzelten, kleineren Ein-schlagskratern auch ausgedehnte bogenförmige Bruchstrukturen zu erkennen. Diese entstanden, so vermuten die DLR-Wissenschaftler, vermutlich durch die Auflast und der damit verbundenen so genannten Kompaktion (dem Zusammenpressen) großer Sedimentmassen, die in dem Einschlagsbecken abgelagert wurden und dadurch Spannungen in der Kruste erzeugten.
Die zusammenhängenden Krater Sigli (südlich) und Shambe (nördlich) sind vermutlich durch einen Doppeleinschlag nahezu gleichzeitig entstanden und auch dieser Doppelkrater wurde ebenfalls teilweise mit Sedimenten gefüllt. „Im Gegensatz zu dem größeren Einschlagsbecken hat der Krater viele Brüche, die vermutlich nicht durch tektonische Spannungen in der Marskruste verursacht wurden. Das Muster erinnert eher an Trockenrisse, allerdings in großem Maßstab, und könnte daher von einst feuchten Sedimentschichten herrühren, die im Laufe der Zeit trockneten und dadurch ihr Volumen verringerten, wobei Dehnungsrisse entstanden.“
Quellen: dlr.de/esa.int/grenzwissenschaft-aktuell.de vom