USA: Historische Dürre – Tausende deutsche Milchbauern vor dem Aus – Salzwasser gefährdet Trinkwasser von New Orleans

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Seit 96 Jahren betreibt die Familie McIntosh im Bundesstaat Iowa, der „Kornkammer“ Amerikas, eine Mais- und Soja-Farm. Aber an so eine Katastrophe wie in diesem Jahr kann sich die Familie seit Jahrzehnten nicht erinnern. Ein Drittel ihrer Einnahmen drohen sie in diesem Jahr zu verlieren.

(Foto: Es war einmal sattes Grün: An dieser Stelle trank das Vieh von Landwirt Marion Kujawa aus Illinois ihr Wasser. Dann kam die Dürre)

Die USA werden zurzeit von der schlimmsten Dürre seit 50 Jahren heimgesucht. In den vergangenen vier Monaten hat es in vielen US-Bundesstaaten kaum geregnet, einige Staaten haben zwei Monate am Stück keinen Tropfen Regen gesehen.

Für die meisten Farmer wie die McIntosh-Brüder sind die Folgen nicht schön, aber auch nicht Existenz bedrohend: Rund 80 Prozent aller Bauern sind gegen Ernteausfälle versichert.

Amerika ist mit Abstand die Nummer eins in Sachen Mais

Doch je länger die Dürre anhält, desto größer die Gefahr, dass sie die Welt in eine neue Lebensmittelkrise stürzt. Amerika hat für die globale Mais-Produktion den Stellenwert, den Saudi-Arabien für die Erdölförderung hat: Amerikanische Bauern sind für rund 40 Prozent des weltweiten Handels mit Mais verantwortlich.

Bleibt die Ernte auf den Kornfeldern Amerikas aus, steigen die Preise für Lebensmittel auf der ganzen Welt. Deutsche Bauern fürchten bereits Betriebsschließungen, nachdem der Preis des Schlüssel-Rohstoffs Mais zuletzt explodiert ist. Entwicklungsorganisationen warnen sogar vor Hungerrevolten in ärmeren Ländern wie vor vier Jahren.

58.000 tote Störe und hungernde Kühe

Amerika durchlebt 2012 bislang das heißeste Jahr seit Beginn der Messungen im Jahr 1895. Es regnet kaum, und wenn, dann zu wenig. Auf dem Mississippi wurde zeitweilig wegen Wassermangels der Schiffsverkehr eingestellt. In Iowa trieben auf einer Länge von gut 67 Kilometern 58.000 tote Störe auf einem Fluss – das Wasser war über 36 Grad heiß.

Farmer bringen Heu aus ihren Scheunen auf die Weiden, weil die hungernden Kühe das Gras längst weggefressen haben. Der Dürre-Monitor leuchtet im Herzen Amerikas nur noch dunkelrot, das Symbol für „außergewöhnliche Dürre“. Im Durchschnitt leiden 15 Prozent des US-Territoriums unter extremen Wetterbedingungen oder Dürre.

In diesem Sommer sind es über 57 Prozent – und in vielen Bundesstaaten 85 Prozent der Flächen und mehr. Über 30 der 48 Staaten wurden zum Katastrophengebiet erklärt, um den Bauern schnell helfen zu können.

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Meerwasser gefährdet Trinkwasser in New Orleans

Gouverneur Bobby Jindal (Foto) erklärte am Mittwoch den Notstand für Plaquemines Parish, da es mit eindringenden Salzwasser zu kämpfen hat, denn dies bedroht unteranderem das Trinkwasser in der Gegend von New Orleans.

Die Erklärung ebnet den Weg für staatliche Stellen, um den Betroffenen zu helfen, damit die Wasserversorgung gewährleistet wird. Aufgrund des niedrigen Wasser im Mississippi, bewegt sich das Salzwasser weiter flussaufwärts bis zu ersten Außen-bezirken von New Orleans am Mittwoch, fast 100 Kilometer nördlich von der Mündung des Mississippi.Weiter ist in Plaquemines Parish ein hohes Maß an Natrium und Chlorid im Trinkwasser gemessen worden, so eine weitere Meldung der Behörden.

Das Büro des Gouverneurs of Homeland Security and Emergency Preparedness liefert auf Anfrage 30.000 Flaschen Wasser an die betroffenen Einwohner in den nächsten Tagen. Die Louisiana National Guard schickt einen Lkw mit 4.000 Gallonen Wasser, der den Betroffenen ab Donnerstag bereitgestellt wird, die gleiche Versorgung wird für fünf weitere Tage bereitgestellt.

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Die Natrium- und Chlorid-Werte welche in Plaquemines (siehe Pin) gemessen wurden, stellen keine Gefahr für die Gesundheit dar, aber Menschen die zur Dialyse gehen, mit salzarmer Ernährung, Bluthochdruck und Nierenerkrankungen wird geraten, ihre Ärzte zu konsultieren.

Caitlin Campbell, eine Plaquemines Sprecherin sagte, die Gemeinde pumpe Wasser aus dem Belle Chasse in den südlichen Teil der Gemeinde, um so das Natrium und Chlorid zu verdünnen. Die Gemeinde ist auch bereit, Trinkwasser flussabwärts per Binnenschiff zu bringen.

„Wir werden unseren Bürger nicht das Trinkwasser ausgehen lassen“, sagte Campbell.

Traumatische Erinnerungen an den „Dust Bowl“

Die Bilder der ausgetrockneten Felder erinnern an den „Dust Bowl“, die verheerende Dürre der 30er-Jahre, die sich tief in das kollektive Gedächtnis Amerikas eingebrannt hat. Damals wurde die Mitte des Landes zu einer „Staubschüssel“. Viele Menschen aus Kansas, Oklahoma, Colorado und Texas verließen ihre unbewohnbar gewordene Heimat und wanderten nach Kalifornien aus.

So schlimm wird es dieses Mal zwar nicht kommen. Doch die Folgen der Dürre sind schon jetzt verheerend. Die Farmer werden in diesem Jahr eine deutlich geringere Ernte einfahren. Beim Mais wird sie in diesem Jahr um 17 Prozent auf ein neues Sechs-Jahres-Tief fallen, gab das US-Landwirtschaftsministerium bekannt.

Eine Anbaufläche fast so groß wie Belgien und Luxemburg wurde durch die Dürre vernichtet. Die Folge: Seit Mitte Juni steigen die Preise massiv. Mais wurde seitdem um 56 Prozent teurer, Soja um mehr als 30 Prozent. Bis zur Dürre hatte die Landwirtschafts-organisation der Vereinten Nationen (FAO) eigentlich damit gerechnet, dass sich der im vergangenen Jahr eingesetzte Preisabschwung für Getreide, Milch, Fleisch und Zucker fortsetzen würde.

Die Maisknappheit macht auch das Fleisch teurer

Das Problem: Mais ist ein wichtiger Bestandteil in vielen Bereichen der Lebensmittel-Produktion. Er wird nicht nur als Maismehl und als Ausgangsstoff für viele Lebens-, sondern auch für Futtermittel verwendet. Preissteigerungen können deshalb zu höheren Fleischpreisen führen.

Auch die Milchnotierungen hängen teilweise am Mais-Preis. Einige amerikanische Vieh-züchter schlachten bereits Teile ihrer Herden, um den gestiegenen Futterpreisen zu entgehen.

Auch andere Branchen leider bereits unter den Folgen des Preisschubs. So verschob die US-Fast-Food-Kette CKE Restaurants einen geplanten Börsengang. CKE fürchtet wegen steigender Futtermittelpreise einen Anstieg der Kosten für Rindfleisch im nächsten Jahr um fünf Prozent. Auch für US-Biosprit-Hersteller hat sich die Produktion bereits verteuert.

Der Kraftstoff wird überwiegend aus Mais hergestellt. Am Dienstag stellte die Central Minnesota Ethanol Coop wegen der hohen Mais­preise die Produktion ein, andere Anbieter warnen vor Herstellungsstopps.

Tausende deutsche Milchbauern vor dem Aus

Auch in Deutschland bekommen die Milchbauern die gestiegenen Futtermittelkosten zu spüren. Zwar stand die Branche auch schon von der Trockenperiode in den USA nicht gut da. Aber die Dürre in den Soja-Anbaugebieten der USA verschärft die Krise. Soja ist eines der wichtigsten Kraftfutter für Kühe. „Dieses Jahr werden 3000 bis 5000 Höfe nicht überleben“, sagte Hans Foldenauer vom Verband Deutscher Milchviehhalter.

„Wir können unsere steigenden Kosten nicht an die Molkereien weitergeben.“ Die UN fürchtet, dass die Preise in der Futtermittelbranche weiter steigen könnten. „Einige Viehzüchter sprechen bereits über die Einrichtung einer Art Unterstützung für den Milchsektor“, sagt Concepcion Calpe, Ökonom der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).

Den deutschen Verbraucher erwarten steigende Preise

Ob und wie stark die Preise letztlich für den Endverbraucher steigen werden, ist noch unklar. Das US-Landwirtschaftsministerium erwartet keine starken Preissprünge. Früchte und Gemüse seien von der Dürre nicht betroffen. Auch sei genug Weizen für die Produktion von Brot und Nudeln da. Einige Ökonomen sehen das anders. „Der Preisschub bei den täglichen Produkten wie Eier und Fleisch wird kommen”, sagt die Ökonomin Diane Swonk.

Zwar drohe keine Preisexplosion. Aber gerade ärmere amerikanische Familien werden die höheren Lebenshaltungskosten spüren. Auch die Preise für Biosprit dürften in den USA um sechs Cent steigen.

In Deutschland dürften nach Einschätzung des Verbands Deutscher Mühlen Brot und Brötchen wegen extrem hoher Getreidepreise teurer werden. Nach Verbandsangaben lagen die Preise für eine Tonne Weizen zu Beginn der Ernte in Deutschland um 30 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt.

Es droht eine neue Lebensmittelkrise

Am stärksten könnten aber die Entwicklungsländer von der Dürre getroffen werden. Weil nicht nur in den USA, sondern gleichzeitig auch in Indien, Russland und der Ukraine das Getreide auf den Feldern vertrocknet, warnen UN-Experten bereits von einer erneuten Lebensmittelkrise wie 2007 und 2008. Damals war es wegen explodierender Lebens-mittel-Preise zu Massenprotesten in ärmeren Ländern gekommen.

Als Reaktion hatte die Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) eine Art Krisen-Gremium geschaffen, um schneller auf steigende Lebensmittel-notierungen reagieren zu können. Die G-20 will nun die Arbeitsgruppe schnell zu einem Gipfel einberufen. Frühestens Ende September dürfte es weit sein. Doch dann könnte es zu spät sein.

USA soll Biospritproduktion drosseln

Der Direktor der Welternährungsorganisation FAO, José Graziano da Silva, fordert die USA daher eindringlich auf, ihre Biosprit-Produktion zu senken. Andernfalls könne die Dürre die Lebensmittel-Versorgung der Armen dieser Welt bedrohen, schreibt da Silva in der „Financial Times“.

Der US-Kongress hat festgelegt, dass 40 Prozent der Ernte zu Bioethanol verarbeitet wird. „Eine sofortige, zeitweise Aussetzung dieser Verfügung würde dem Markt eine Atempause verschaffen und es erlauben, einen größeren Teil der Ernte als Lebens- und Futtermittel zu verwenden“, so da Silva.

Die Regierung macht jedoch keine Anstalten, den Forderungen nachzugeben. Sie will es sich offenbar nicht mit der mächtigen Agrarlobby verscherzen. Die Ethanolproduktion ist für Getreidebauern im Mittleren Westen eine wichtige, sichere Einnahmequelle.

Quellen: PRAVDA-TV/AFP/AP/blog.gulflive.com/WeltOnline vom 18.08.2012

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