Der beispiellose Terrorakt auf der Sinai-Halbinsel, bei der 16 ägyptische Polizisten ums Leben gekommen sind, kann eine ernsthafte Krise zwischen Kairo und Tel Aviv provozieren, schreibt die Tageszeitung „Kommersant“ am Dienstag.
„Offenbar bestand darin auch das Ziel der Drahtzieher des Überfalls auf den Grenzposten, wonach aus Kairo Forderungen zu vernehmen waren, Truppen auf Sinai zu stationieren. Dies würde aber dem ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von 1979 widersprechen. Der neue Präsident Mohamed Morsi geriet in eine ‚Sinai-Falle’: Wird er diesen Forderungen folgen, gefährdet er die Beziehungen nicht nur mit Israel, sondern auch mit den USA als dem Garanten der Abkommen von Camp David.“
„Die Attacke auf den Kontrollposten hat gezeigt: Die auf Sinai stationierten Polizei-einheiten sind nicht fähig, die terroristischen Gruppierungen zurückzuhalten, die sich immer entschlossener gebärden. Die Führung der Bewegung Muslimbrüder, zu der Mohamed Morsi gehört, hat bereits gefordert, ‚die Souveränität Ägyptens auf der Halbinsel wiederherzustellen und die bewaffneten Banden zu beseitigen.“
„Dies lässt sich nur machen, wenn auf Sinai Truppen stationiert werden, was dem Friedensabkommen von Camp David aus dem Jahr 1979 mit Israel widerspricht. Laut diesem Abkommen soll die Halbinsel entmilitarisiert sein. Die Muslimbrüder und andere islamistische Gruppierungen betrachten diesen Punkt als einen Angriff auf die Souveränität Ägyptens“, schreibt der „Kommersant“.
„Mohamed Morsi ist in eine schwierige Lage geraten“, stellt die Zeitung fest. „Wird er den Parteikameraden Gehör schenken, kann das eine Krise in den Beziehungen nicht nur mit Israel, sondern auch mit den USA heraufbeschwören, die die Einhaltung des Abkommens von Camp David garantieren. Gefährdet wird auch die militärische Hilfe Washingtons für Kairo (im Wert von 1,3 Milliarden Dollar im Jahr).“
Der ägyptische Staatschef, könnte „zu einer Geisel von Falken werden, deren Ziel in der Torpedierung des Friedensabkommens mit Israel besteht“, heißt es im Beitrag. „Gerade darin bestand wohl die Absicht der Terroristen.“
Quellen: AFP/Kommersant/Ria Novosti vom 07.08.2012