Eine US-Firma hat eine Pille entwickelt, deren Einnahme via Smartphone-App kontrolliert wird. Ärzte könnten so in Zukunft überwachen, ob ihre Patienten die Tabletten auch tatsächlich schlucken.
Hand aufs Herz: Auch Sie haben schon einmal beim Arzt geflunkert! Natürlich haben Sie seit dem letzten Beratungsgespräch weniger geraucht ( genau eine Woche lang, bis zum nächsten Kneipenabend). Mehr Sport treibhäufenen Sie sowieso (Kegeln zählt ja wohl als Ausdauertraining). Und die Tabletten schlucken Sie auch regelmäßig (exakt jeden dritten Tag).
Bis jetzt sind Sie damit vielleicht durchgekommen. Wenn sich die Blutwerte wieder einmal nicht verbessert haben, drohte allenfalls eine kritische Nachfrage. Aber beweisen konnte Ihr Hausarzt natürlich nichts.
Keine Flunkereien mehr
Doch aufgepasst: Die Zeiten des sorglosen Flunkerns könnten bald vorbei sein. Das Unternehmen „Proteus Digital Health“ hat eine Pille entwickelt, die Ihre Tabletten-Einnahme nicht nur kontrollieren, sondern das Ergebnis auch gleich an Ihren Arzt senden kann. Damit soll der unwillige Patient endlich das tun, was er eh schon beteuert.
Für das System braucht man prinzipiell drei Komponenten: Erstens ein Smartphone, zweitens einen Sensor und drittens eine mit Chip ausgestattete Pille.
Ein Pflaster registriert die Signale
Prinzipiell kann jede Tablette so aufgerüstet werden, vom Betablocker bis zum Neuro-leptikum. Mit Chip präparierte Pillen sind in der Lage, elektrische Signale an einen Sensor zu übermitteln, der als Pflaster auf der Haut des Patienten klebt. Das Signal wird allerdings erst generiert, wenn der Chip auf Magensäure trifft. Die Tablette nur in den Mund zu nehmen, nützt also gar nichts.
Empfängt das Pflaster Signale, wird die Information inklusive Uhrzeit an ein Smartphone gesendet. Dieses Handy soll Klinikpersonal oder Pflegenden gehören.
Über eine spezielle App werden diese nicht nur über die Tabletteneinnahme ihres Patienten informiert, sondern auch über dessen Pulsschlag, Körperposition und Aktivitätszustand. Damit sollen mögliche Nebenwirkungen der Medikation frühzeitig aufgedeckt werden.
Noch besteht Einwilligungspflicht
Ob der Patient diese Informationen tatsächlich direkt in die Jackentasche seines Arztes schicken möchte, bleibt ihm bisher noch selbst überlassen. Auch in den Vereinigten Staaten, in denen das Verfahren gerade durch die staatliche Arzneimittelbehörde FDA (Food an Drug Administration) zugelassen worden ist, besteht Einwilligungspflicht.
Nur ist das Verfahren aber eigentlich dazu entwickelt worden, die Einnahme abtrünniger Patienten zu kontrollieren. Ob beispielsweise Schizophrene oder Demenzpatienten tatsächlich die Erlaubnis dazu erteilen werden, ist zu bezweifeln.
Schon häufen sich bei Ärzte- und Patientenvertretern kritische Stimmen, die eine Ent-mündung des Behandelten befürchten. Die digitale Pille hat zumindest in Deutschland noch einen sehr bitteren Beigeschmack.
Quellen: PRAVDA-TV/WeltOnline vom 23.08.2012