Astronomen haben erstmals eine starke Gasströmung beobachtet, die das Zentrum eines Galaxienhaufens kühlt. Das abgekühlte Gas führe zur explosionsartigen Entstehung neuer Sterne in der zentralen Galaxie des Haufen, schreibt das internationale Forscherteam im Fachblatt „Nature“. Bislang waren die Astronomen davon ausgegangen, dass solche „Starburst“ genannte Entstehungsprozesse nur durch die Kollision und Verschmelzung von Galaxien ausgelöst werden.
“In den Kernen einiger Haufen ist das heiße Plasma zwischen den Galaxien dicht genug, um innerhalb der Lebensdauer des Haufens durch Strahlung abzukühlen“, schreiben Michael McDonald vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge und seine Kollegen. Zwar zeigen Beobachtungen im Röntgenbereich tatsächlich die kühlende Röntgenstrahlung dieses Gases, doch bislang konnten keine Ströme abgekühlten Gases aufgespürt werden. Es muss deshalb, so folgern die Himmelsforscher, einen bislang unbekannten Prozess geben, der der Abkühlung des Gases entgegenwirkt.
Die Messungen von McDonald und sein Team zeigen nun bei einem „Phoenix“ getauften, 5,6 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen einen mit 3800 Sonnenmassen pro Jahr unerwartet starken Abkühlungsfluss. Mehr noch: Die Beobachtungen der Wissenschaftler zeigen außerdem, dass in der zentralen Galaxie des Haufens pro Jahr Sterne mit einer Gesamtmasse von 740 Sonnen entstehen – das ist die höchste Sternentstehungsrate die je in der Zentralregion eines Galaxienhaufens gemessen wurde. McDonald und seine Kollegen folgern, dass der Zustrom abgekühlten Gases diesen „Starburst“ füttert.
Da die Astronomen im heutigen Kosmos keine Systeme mit derart starken Abkühlungs-flüssen und hohen Sternentstehungsraten beobachten, muss „Phoenix“ entweder eine seltene Ausnahme sein – oder der Mechanismus, der die Abkühlung unterdrückt, war im jungen Universum weniger effektiv als heute. „Weitere Unter-suchungen weit entfernter Galaxienhaufen mit starken Abkühlungsflüssen sind nötig, um zwischen diesen beiden Möglichkeiten zu unterscheiden“, so McDonald und seine Kollegen. In jedem Fall könne die extreme Neuentstehung von Sternen nicht viel länger als 100 Millionen Jahre andauern – sonst würde die Altersverteilung der Sterne zu sehr von jener in den Zentralgalaxien von Haufen im heutige Kosmos abweichen.
Quellen: Nature/chandra.harvard.edu/astronomie.de vom 15.08.2012