Die Meinung, dass die Israelis das stabile und konservative Regime von Baschar al-Assad bevorzugen, ist falsch: In Wirklichkeit strebt Israel einen Zerfall Syriens in mehrere untereinander verfeindete Regionen an, schreibt die Tageszeitung „Komsomolskaja Prawda“ am Montag.
„Israel kontrolliert die Meuterer in Syrien und hat keine Angst vor einem Chaos, das dort ausbrechen kann“, stellt die Zeitung fest. „In Wirklichkeit streben die Israelis einen Zerfall des Landes nach dem irakischen Rezept an.“
„Zu diesem Schluss gelangt man nach der Lektüre einer Aufzeichnung des Gesprächs von Außenminister Avigdor Liebermann und Premier Benjamin Netanjahu mit Präsident Wladimir Putin während dessen jüngstem Israel-Besuch“, so das Blatt. „Hier sind die sensationellen Hauptthesen. Netanjahu hat Putin vorgeschlagen, Baschar al-Assad beim Rücktritt zu helfen. ‚Sie können selbst seinen Nachfolger ernennen, den wir unterstützen würden’, sagte der israelische Premier dem russischen Präsidenten. ‚Nur eine Bedingung: Der von ihnen gewählte Nachfolger muss die Beziehungen mit dem Iran abbrechen.’ Wladimir Putin erwiderte, er habe keinen Kandidaten für die Rolle von Baschars Nachfolger. ‚Haben Sie eine Kandidatur?’ fragte er. ‚Nein, aber wir werden darüber nachdenken und es Ihnen mitteilen’, erwiderte Netanjahu.“
„Wahrscheinlich war dies nur als ein Test für Putin gedacht – ob er bereit ist, Assad aufzugeben, und auch ein Weg, herauszufinden, wen er als seinen Interessenvertreter in Damaskus betrachtet. Offenbar hat auch der russische Präsident diesen Vorschlag aufgenommen“, schreibt die Zeitung.
„Wir klammern uns nicht an Assad, soll Putin erwidert haben. Vor dem Beginn des Aufstandes war er häufiger in Paris als in Moskau. Und wir haben keine geheimen Pläne in Bezug auf Syriens Zukunft“, schreibt die „Komsomolskaja Prawda“.
„Während des Besuchs hat Putin Israel zwei Geschenke gemacht“, führt die Zeitung weiter aus. „Premier Netanjahu hat seine Unzufriedenheit darüber geäußert, dass Russland moderne Luftabwehrwaffen an Syrien liefert. Diese in Syrien stationierten Systeme könnten ganz Israel nördlich von Tel Aviv in eine für den Luftverkehr gesperrte Zone verwandeln. Als Antwort versprach Putin angeblich, die S-300-Systeme nicht an Syrien zu liefern. Netanjahu sagte außerdem, dass Informationen über diese Raketensysteme aus Syrien an Hesbollah gelangen. Putin versprach, in dieser Frage Klarheit zu schaffen und diesen Datenverlust zu stoppen. ‚Wir werde die Syrer mahnen, sollten sie damit nicht aufhören, werden wir sofort reagieren, darunter auch in der Uno’, antwortete er.“
„Der Hauptschluss, der aus den Aufzeichnungen der geheimen Verhandlungen zu ziehen ist: Die israelische Führung bleibt abenteuerlich und risikofreudig. Russland dagegen betreibt seine traditionelle Politik, die auf Stabilität in der Welt gerichtet ist“, so das Blatt.
Die Israelis „wären bereit, für eine kurze Zeit das Risiko einzugehen, Assad zu stürzen und dort einen Bürgerkrieg zu entfesseln, um danach anstelle eines starken Nachbarn im Norden untereinander zerstrittene Banden zu haben, die nicht fähig wären, einen Schlag der israelischen Armee gegen den Iran, den größten Feind Israels, zu verhindern.“
Quellen: Komsomolskaja Prawda/Ria Novosti vom 30.07.2012