Forscher schlagen Alarm: Mehr als ein Viertel aller Korallenbänke seien beschädigt. Bedeutende Brutstätten für Fische und natürlicher Küstenschutz sind bedroht. Meeresschutzgebiete reichten nicht aus, um das Schwinden der Riffe zu mindern.
Mehr als drei Viertel der Korallen in der Karibik sind nach Angaben von Meeresforschern in den vergangenen 35 Jahren schwer geschädigt worden oder bereits abgestorben. Die Korallenbedeckung des berühmten Great Barrier Reef vor Australiens Küste sei seit 1960 um die Hälfte geschrumpft, berichteten die Wissenschaftler am Montag zum Auftakt einer Fachkonferenz in der australischen Stadt Cairns.
Die Erderwärmung könne in Zukunft dazu führen, dass fast alle Korallenriffe Wassertemperaturen über ihrer derzeitigen Toleranzgrenze erleiden, sagte Konferenzorganisator Terry Hughes von der James Cook University in seinem Eröffnungsvortrag. „Die Zukunft der Korallenriffe ist keine Unterwasser-Version des Bäume-Umarmens, sondern ein Kernproblem der Menschheit“, sagte Hughes auf der fünftägigen, alle vier Jahre stattfindenden Konferenz. In diesem Jahr geht es wegen der örtlichen Nähe verstärkt um das Great Barrier Reef.
Weltweit seien ein Viertel bis ein Drittel der weltweiten Korallenbänke schwer beschädigt, hieß es in einem Aufruf, den die mehr als 1900 teilnehmenden Wissenschaftler des 12. Internationalen Korallenriffsymposiums veröffentlichten. Sie verlangten weltweite Anstrengungen zum Schutz der Riffe. Diese sind Brutstätten für Fische und versorgen damit Millionen Küstenbewohner mit Nahrung. Die Korallen dienen zudem als natürliche Wellenbrecher, schützen Küstendörfer, ziehen jedes Jahr Millionen Touristen an und sorgen damit für Hunderttausende Arbeitsplätze.
Die Riffe seien bedroht von steigenden Wassertemperaturen, der Versauerung der Meere, Überfischung und der Umweltverschmutzung an Land, weil viele Chemikalien und Abfälle ins Meer gespült würden. „Marineschutzgebiete sind gut, aber sie schützen nicht vor Verschmutzung an Land oder den Folgen von einem Hafenausbau, und sie reduzieren die CO2-Emissionen nicht“, sagte Hughes.
Korallen am Vorriff kommen schlechter mit Temperaturveränderung klar
Gleichzeitig berichten Forscher im Fachmagazin „Nature Climate Change“, dass steigende Wassertemperaturen insbesondere Korallen belasten, die wegen ihrer Lage am Riff bislang geringen Temperaturschwankungen ausgesetzt waren – sie wachsen am Vorriff, dem Übergang vom Riffhang zur offenen See.
(Foto: Geschädigte Korallen: „Die Zukunft der Korallenriffe ist keine Unterwasser-Version des Bäume-Umarmens, sondern ein Kernproblem der Menschheit“, sagte Konferenzorganisator Terry Hughes von der James Cook University in seinem Eröffnungsvortrag)
Das Team um Karl Castillo von der University of North Carolina in Chapell Hill untersucht die langsam wachsende Massive Sternchenkoralle (Siderastrea siderea) in der westlichen Karibik, vor der Küste von Belize. Diese Korallenart gilt als wichtiger Riffbildner. Zwischen 1982 und 2008 ist ihre Verbreitung zurückgegangen. Während die Steinkorallen am Vorriff mit zunehmender Wassererwärmung zurückgingen und weniger Kalk absonderten, wiesen die Korallen in der hinteren Riffzone und in Strandnähe keine Auffälligkeiten auf.
Als Ursache nehmen die Forscher an, dass Korallen am hinteren Teil des Riffs und in flachem Gewässer von Natur aus stärkeren Temperaturschwankungen ausgesetzt sind: In diesen Riffzonen verändert sich die Wassertemperatur mehrmals täglich, auch saisonale Veränderungen spielen eine größere Rolle. Die Wissenschaftler vermuten, dass die dortigen Korallen aus diesem Grund besser mit der höheren Meerestemperatur zurechtkommen.
Quellen: AP/AIMS/Der Spiegel vom 09.07.2012
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