Wegen der anhaltenden Trockenheit müssen die USA mit schweren Ernteausfällen rechnen. Die Regierung hat in 1300 Landkreisen den Notstand ausgerufen, 29 Bundesstaaten sind betroffen. Vor allem im Mittleren Westen ist die Lage ernst.
Die USA werden derzeit von der schwersten Dürre seit 25 Jahren heimgesucht. Fast zwei Drittel des Landes sind nach offiziellen Angaben betroffen. In vielen Gebieten hat es seit acht Wochen nicht mehr richtig geregnet. Die Trockenheit wird durch die seit Wochen anhaltende Hitzewelle verstärkt. Die Regierung fürchtet schwere Ausfälle bei den Ernten. Am schlimmsten sei die Lage im „Corn Belt“ im Mittleren Westen, wo der meiste Mais in den USA angebaut wird.
Landwirtschaftsminister Tom Vilsack rief bereits in rund 1300 Landkreisen in 29 Bundesstaaten den Notstand aus. Am Mittwoch sprach er im Weißen Haus mit Präsident Barack Obama über die Lage. Dabei ging es vor allem auch darum, wie in Not geratenen Farmern geholfen werden kann.
Es handele sich um „eine sehr schwere Dürre“, sagte Vilsack nach dem Treffen mit Obama. Die Lage sei derart ernst wie vermutlich seit 25 Jahren nicht mehr. „Wenn ich einen Regentanz oder ein Regengebet kennen würde – ich würde das anwenden.“
Schwerste Dürre seit 1956
Seit 1956 sei nicht mehr eine derart große Fläche von anhaltender Trockenheit betroffen worden, heißt es. Darunter sei der „Corn Belt“ mit den Bundesstaaten Illinois, Indiana, Iowa, Nebraska und Minnesota. Aber auch Staaten wie Arkansas, Mississippi, Utah und Wyoming haben zu leiden. Bereits jetzt stehe fest, dass 38 Prozent der Maisernte schlecht bis sehr schlecht ausfällt, sagte Vilsack. Bei Sojabohnen seien es 30 Prozent. Besonders hart treffe es auch die Viehzüchter.
Die aktuelle Dürre betrifft ähnlich große Landflächen wie bei den schweren Trockenheiten der dreißiger und fünfziger Jahre, sagte Mark Svoboda, Klimaforscher am U.S. National Drought Mitigation der University of Nebraska-Lincoln, dem US-Magazin „LiveScience“. Allerdings hätten die damaligen Trockenperioden länger angedauert und seien folgenschwerer gewesen.
Während Texas, Oklahoma und der Südosten ins zweite Dürrejahr gingen, seien große Teile der aktuell betroffenen Gebiete im vergangenen Jahr noch nicht in Mitleidenschaft gezogen gewesen. Allerdings sei die aktuelle Dürre für Mais in eine kritische Zeit gefallen, weshalb mit verheerenden Folgen für die kommende Ernte zu rechnen sei.
Ein Grund für die Dürre ist die derzeit ungewöhnliche Hitze in den USA: Die vergangenen zwölf Monate waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1895. Als weitere Ursache gilt das Klimaphänomen La Niña, welches das Wetter weltweit beeinflusst. In den südlichen USA ist es mit geringeren Niederschlägen verbunden. Sowohl in diesem als auch im vergangenen Jahr entfaltete La Niña seine Wirkung in den USA.
Auch der Jetstream, ein Windsystem in großer Höhe, könnte eine Rolle spielen, indem es kühlere Luftmassen über den nördlichen USA festhält und so den Einfluss wärmerer Luft aus dem Süden stärkt. Ob die Trockenheit eine direkte Folge der globalen Erwärmung ist, lässt sich dagegen nicht sagen. Zwar erhöht der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterereignisse. Welche aber auf die Erwärmung zurückgehen, lässt sich meist nicht sagen.
Quellen: dpa/AFP/Der Spiegel vom 19.07.2012
Weitere Artikel:
Deutschland kann sich nicht selbst versorgen – Regen und Hitze plagen Bauern
UN Wetter-Report: 2001-2010 wärmste Dekade seit Beginn der Wetteraufzeichnung
Anomalie: Jetstream unterbrochen