Ein Untersuchungsausschuss des japanischen Parlaments hat schwere Vorwürfe wegen der Atomkatastrophe von Fukushima erhoben. Der Unfall sei zwar von dem Erdbeben und dem Tsunami ausgelöst worden, wäre jedoch vermeidbar gewesen, heißt es in dem in Tokio vorgelegten Bericht. Vor allem habe die Betreibergesellschaft Tepco ihre Mitarbeiter nicht ausreichend geschult.
Außerdem seien viele Anwohner erst spät informiert worden oder in Gebiete gebracht worden, die stärker verstrahlt gewesen seien als ihre Heimatorte. Insgesamt sei die Katastrophe das Ergebnis von Kungeleien zwischen der Regierung, der Atomaufsicht und dem Unternehmen Tepco.
Die vom japanischen Parlament im vergangenen Dezember eingesetzte “Unabhängige Kommission zur Untersuchung der Fukushima Atomkrise” (NAIIC) hat am heutigen Donnerstag einen Bericht vorgelegt. In dem mehr als 600 Seiten umfassenden Dokument kommt der Ausschuss zu einem ernüchternden Schluss:
“Der Unfall war keine Naturkatastrophe sondern eine schwerwiegend von Menschenhand gemachte Katastrophe” so das Fazit des NAIIC unter Leitung von Kiyoshi Kurokawa, früherer Leiter des “Science Council of Japan”.
Über Jahre hinweg waren verschiedene Gelegenheiten, bei denen Maßnahmen gegen das Unglück hätten getroffen werden können, verpasst worden. Durch bewusste Fahrlässigkeit, egoistische Untätigkeit und Selbstüberschätzungen sei das AKW Fukushima Daiichi unvorbereitet auf die Katastrophe gewesen.
“Die direkten Ursachen der Katastrophe waren bereits vor dem 11. März 2011 abzusehen”.
Sowohl das Industrieministerium, als auch die beiden Atomaufsichtsbehörden NISA und NSC, sowie die Betreiberfirma Tokyo Electric Power (TEPCO) hätten
“alle dabei versagt die grundlegendsten Sicherheitsbedingungen richtig zu erstellen”
Die Einmischung des Büros des Premierministers in die eingeleiteten Notfallmaßnahmen von TEPCO hätte bereits in den ersten kritischen Stunden zu einem Zusammenbruch der Befehlskette geführt.
“Das Krisenmanagementsystem des Büros des Premierministers und der Aufsichts-behörden funktionierte nicht”.
Doch auch der Betreiber wird in dem Bericht kritisiert. So habe es organisatorische Probleme gegeben:
“Es kann nicht bestritten werden, das TEPCO mit dem Unfall besser hätte umgehen können, wenn es darauf vorbereitet gewesen wäre, den Angestellten konkrete Befehle zu erteilen”.
In dem Bericht weisst der Untersuchungsausschuss auch die Behauptung des damaligen Premierministers Naoto Kan zurück. Dieser und andere Politiker hatten behauptet, TEPCO habe geplant “alle Arbeiter” vom Kernkraftwerk abzuziehen. Vielmehr habe es sich um ein Missverständnis gehandelt, da es keine Hinweise auf eine derartige Behauptung geben würde. TEPCO hatte diese Aussage stets bestritten und gesagt man habe “einige Arbeiter” abziehen wollen, um diese zu schützen.
Quellen: PRAVDA-TV/Deutschlandradio/spreadnews.de vom 05.07.2012