Die Whistleblowing-Website WikiLeaks begann am Donnerstag die Veröffentlichung einer weiteren Sammlung geheimer Dokumente. Die sogenannten „Syria Files“ beinhalten gut zwei Millionen zwischen 2006 und 2012 verschickter E-Mails von syrischen Politikern, mehreren syrischen Ministerien sowie von Unternehmen, die mit Syrien Geschäfte machen.
Die „Syria Files“ wurden im Rahmen einer Pressekonferenz im Londoner Frontline Club um 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr deutscher Zeit) enthüllt. Die Ankündigung machte WikiLeaks-Unterstützerin Sarah Harrison. WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der sich derzeit in der ecuadorianischen Botschaft aufhält und daher nicht selbst an der Pressekonferenz teilnehmen konnte, wurde mit einer zuvor verfassten Stellungnahme zitiert. Die Ankündigung wurde per Live-Stream auch an Interessierte außerhalb Londons übertragen.
Insgesamt umfassen die „Syria Files“ laut WikiLeaks 2.434.899 Millionen E-Mails von 678.752 verschiedenen E-Mail-Adressen. Quantitativ ist dies also einer der größten Leak in der Geschichte der Plattform – acht mal so viele Dateien wie etwa bei „Cablegate“ sind angeblich in dem Datensatz enthalten. Die E-Mails sind in verschiedenen Sprachen, darunter Arabisch und Russisch, verfasst. Rund 42.000 der E-Mails waren laut WikiLeaks mit Schadsoftware, also Viren oder Trojanern, infiziert.
Um die große Datenmenge zu analysieren, baute WikiLeaks nach eigenen Angaben ein spezielles, mehrsprachiges Data-Mining-Interface. WikiLeaks erklärt, dass es aufgrund der großen Datenmenge nicht möglich sei, alle E-Mails auf einmal zu verifizieren. Für die ersten von den Medienpartnern geplanten Stories habe es aber eine Verifizierung gegeben und man sei „statistisch zuversichtlich, dass die große Mehrheit der Daten das ist, was sie zu sein vorgibt„.
Wie schon bei seinen letzten Veröffentlichungen wird WikiLeaks das Material wieder schrittweise veröffentlichen. Auch kooperiert man wieder mit privilegierten Medienpartnern, die im Rahmen der nächsten zwei Monate Artikel und Reportagen über die aus dem Material gewonnenen Informationen veröffentlichen werden. Deutscher Medienpartner ist erneut die ARD.
In Syrien gibt es derzeit massive Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen, bei denen bereits zahlreiche Menschen getötet, verletzt oder vertrieben wurden. WikiLeaks geht von 6.000 bis 15.000 Toten in den letzten 18 Monaten aus. Mit den „Syria Files“ will das Projekt „die inneren Abläufe der syrischen Regierung und Wirtschaft“ offen legen, aber auch Fehlverhalten und geheime Geschäfte der westlichen Regierungen und Wirtschaft aufdecken.
WikiLeaks-Gründer Julian Assange erklärte: „Das Material ist peinlich für Syrien, es ist aber auch peinlich für Syriens Gegner. Es hilft uns nicht nur, eine Gruppe oder die andere zu kritisieren, sondern ihre Interessen, Handlungen und Gedanken zu verstehen. Nur, indem wir diesen Konflikt verstehen, können wir hoffen, ihn beizulegen.“
Quellen: Wikileaks/gulli.com vom 05.07.2012