Wer von der Erde aus Richtung Himmel blickt, wird diese Wolkenmuster nicht sehen können. Erst eine Satellitenaufnahme offenbart die ungewöhnlichen Wirbel. Denn was auf den ersten Blick wie ein Spitzenstoff aussieht, ist tatsächlich ein Hunderte Kilometer breites Stück Himmel.
Vieles ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen, weil es zu klein ist; winzige Meeres-lebewesen, einzelne Zellen oder Mikrostrukturen in Materialien können wir uns nur mit Hilfe von Mikroskopen ansehen. Doch es gibt auch die Möglichkeit, dass sie etwas seiner schieren Größe wegen nicht erschließt – und so verborgen bleibt. Ein Mikroskop hilft da nicht weiter, aber ein Satellit.
Dies ist der Fall bei einer ungewöhnlichen Wolkenformation, die zwar gar nicht so schrecklich selten ist, sich aber dem Betrachter am Boden völlig entzieht. Auf einem von der Nasa veröffentlichten Satellitenbild sind die sogenannten actinoformen Wolken gut zu erkennen. Sie bilden strahlenförmige Wirbelmuster in der sonst eher gleichmäßigen Wolkendecke.
Obwohl sie auf der Aufnahme des Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) an Bord des „Terra“-Satelliten nicht allzu groß wirken mögen, erstrecken sie sich auch die kleinsten Wirbel mindestens über 30 Kilometer. Oft formen sie auch Bänder, wie auf dem Bild gut zu erkennen ist. Diese erstrecken sich sogar über mehrere hundert Kilometer.
Da sich diese Muster mit bloßem Auge von der Erde aus nicht erschließen, ist die Wolkenstruktur erst relativ kurz bekannt. Nach Angaben der Nasa schoss 1962 der Satellit „Tiros V“ südwestlich von Hawaii das erste Bild, auf dem Wissenschaftler sie registrierten.
Maigräue und Junitrübsinn
Inzwischen wisse man, dass actinoforme Wolken deutlich häufiger vorkommen und viel komplexer seien, als man anfangs dachte, berichtet die Nasa. Sie fänden im Prinzip überall dort, wo sich über dem Meer Stratus- oder Stratocumuluswolken bilden.
Auch wenn es seitdem immer wieder möglich war, actinoforme Wolken abzulichten, wissen Forscher bislang wenig über sie. Unter welchen Umständen sich die auffälligen Muster bilden und wieder verschwinden, ist noch unklar.
In Südkalifornien dürften die Wolkenmuster indes eher unbeliebt sein. Wenn sie im Frühsommer an Land geweht werden, bringen sie trübes Wetter mit sich, die sonst so sonnenverwöhnten Küstenbewohner sprechen dann von „May Gray“ oder „June Gloom“.
Quellen: NASA/Der Spiegel vom 21.07.2012