Proteste gegen Umweltverschmutzung: Chinesen verhindern Industrieprojekt

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Die zunehmende Umweltverschmutzung in China treibt immer häufiger Demonstranten auf die Straße. In der ostchinesischen Küstenstadt Qidong haben Zehntausende Menschen jetzt die Einleitung von Abwässern aus einer Papierfabrik ins Meer gestoppt – Teilnehmer schätzten die Zahl der Demonstranten auf 50.000.

Ein Augenzeuge berichtet, die Bürger hätten das Büro der Lokalregierung gestürmt und Kisten voller Alkohol und Zigaretten aus dem Gebäude getragen – damit werden in China üblicherweise Beamte bestochen. Die Demonstranten sollen die mutmaßlichen Bestechungsmittel vor dem gestürmten Gebäude ausgelegt haben.

„Überall sind Menschen!“

Auf dem sozialen Netzwerk Sina Weibo war von bis zu 100.000 Teilnehmern die Rede. „Überall sind Menschen. Auf den Mauern, den Gebäuden, auf Autodächern und in den Straßen“, schrieb ein Blogger. Auf Fotos ist zu sehen, wie der Parteisekretär von Qidong in zerrissener Kleidung von Sicherheitskräften abgeführt wurde. Die Echtheit der Bilder konnte nicht bestätigt werden, die Suchfunktion des Netzwerkes war nach wenigen Stunden gesperrt.

Die Demonstranten wehrten sich nach eigenen Angaben gegen die Einleitung von täglich bis zu 150.000 Tonnen verseuchten Wassers aus einem Papierwerk der japanischen Firma Oji Papier in den Fischerhafen der Stadt. Das Unternehmen teilte der japanischen Nachrichtenagentur Jiji Press mit: „Das eingeleitete Wasser ist geklärt und entspricht den örtlichen Umweltschutznormen.“ Dennoch war der Betrieb des Papierwerks von den Behörden eingestellt worden und soll, laut einer Mitteilung der Polizei vom Samstag, auch nicht wieder aufgenommen werden.

Jährlich 180.000 unangemeldete Demos

Die Proteste gegen die Umweltverschmutzung in Folge des rasanten aber oft unregulierten Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahrzehnte in China nehmen zu. Insgesamt finden im Land Schätzungen zufolge jährlich 180.000 unangemeldete Proteste statt – fast 500 pro Tag. Die Gründe reichen von Umweltverschmutzung über nicht ausgezahlte Löhne, Polizeigewalt bis zu Enteignungen.

Anfang Juli gaben die Behörden in der Provinz Sichuan den Bau eines Stahlwerks auf, nachdem die Bürger über mehrere Tage hinweg gegen die befürchteten Umwelt-belastungen demonstriert hatten, in der Stadt Shifang im Südwesten des Landes verhinderten Proteste den Bau einer Kupferfabrik. Im Sommer 2011 konnten Demonstranten zwei große Industrieprojekte im Osten und Nordosten Chinas stoppen.

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Quellen: AFP/dapd/Reuters/SpiegelOnline vom 28.07.2012

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