Syriens Präsident Baschar al-Assad ist entgegen arabischen und westlichen Medien-berichten wohlauf.
Am Donnerstag zeigte das syrische Fernsehen die Zeremonie der Vereidigung eines neuen Verteidigungsministers, wie die Nachrichtenagentur AFP meldete. Der Eid von General Fahad Jassim al-Freij sei persönlich von Assad abgenommen worden, hieß es. . Der Moderator teilte nicht mit, an welchem Ort die Vereidigung stattfand. Zuvor be-richtete das Fernsehen über die Zeremonie, ohne aber Bilder zu zeigen.
Al-Freij war am Mittwoch in dieses Amt berufen worden, nachdem sein Vorgänger Daud Radschha am gleichen Tag beim Selbstmordanschlag eines Unbekannten tödlich verletzt worden war.
Nach dem Attentat in Damaskus hat sich Präsident Assad nicht in der Öffentlichkeit gezeigt, worauf einige arabische und westliche Medien berichteten, Assad sei bei dem Anschlag verletzt worden und weile derzeit in der Hafenstadt Latakia.
Chaos in Syrien: Ist Assads Frau nach Russland geflohen?
Aufgebracht wurden die Spekulationen unter anderem vom britischen Blatt „ The Guardian“. Unbestätigten Gerüchten zufolge solle Bashar al Assad bei dem verheerenden Bombenattentat im Zentrum von Damaskus, bei dem hochrangige Vertreter seines innersten Machtzirkels wie der stellvertretende Chef der Streitkräfte, Assef Shawkat, sowie Verteidigungsminister Dawoud Rahja getötet wurden, ebenfalls verwundet worden sein.
Später hieß es jedoch, Assad, der sich seit dem Angriff nicht mehr gezeigt hat, halte sich in der Küstenstadt Latakia auf. Von dort aus, so wird in Oppositionskreisen und unter westlichen Diplomaten berichtet, wolle er seinen Vergeltungsschlag für die Ermordung seiner Anhänger koordinieren. Ob er allerdings bereits vor der schweren Attacke nach Latakia gereist war oder erst danach oder ob er sich überhaupt dort aufhalte, das ist bisher völlig unklar. Als sicher gilt jedoch, dass er Damaskus auf Grund der schwierigen Sicherheitslage inzwischen verlassen hat.
Asma al Assad kann nicht zurück nach Großbritannien
Ebenfalls unklar ist, wo sich seine Frau Asma, eine gebürtige Britin, die erst vor zwölf Jahren nach Damaskus übersiedelte, mit den drei gemeinsamen Kindern aufhält. Es kursieren Gerüchte, wonach sie sich bereits am Mittwochabend nach Russland abgesetzt haben könnte. Ausgeschlossen werden können hingegen Ziele wie die Türkei oder der Libanon. Auch in ihre alte Heimat Großbritannien kann sie auf Grund eines seit März bestehenden Einreiseverbots kaum gelangt sein.
Kurz nach dem Attentat hat sich der syrische Informationsminister Umran al-Zuabi zu Wort gemeldet. Er kündigte an, dass diejenigen, die hinter diesem Attentat stecken würden, zur Verantwortung gezogen werden – selbst, wenn sie sich außerhalb des Landes befänden. Seiner Ansicht nach war die Bombardiung des Spitzentreffens von Kabinetts-mitgliedern und ranghohen Vertretern der Sicherheitsdienste ein Gemeinschaftswerk der Geheimdienste Katars, Saudi Arabiens, der Türkei und Israels.
Hunderte Familien fliehen aus Damaskus
Unterdessen verschärft sich die Lage in Damaskus zusehends. Die Rebellen rufen die Entscheidungsschlacht aus während sich bereits Hunderte Familien aus der Hauptstadt auf der Flucht befinden. Allein am Mittwoch sollen ganze 200 Menschen bei Gefechten ihr Leben verloren haben. Auch an diesem Donnerstag setzen die Regierungstruppen Militärhubschrauber ein, um auf die Rebellen zu schießen. Immer öfter ziehen die Medien derzeit auch Paralleln zu Libyen. Wie lange der Sturz Assads im Gegensatz zu dem von Gaddafi auf sich warten lässt, ist allerdings noch völlig offen.
Und auch aus Russland gibt es Neuigkeiten: Wie ein Putin-Berater in Moskau mitteilte, würde man Assad kein Asyl gewähren. Derlei sei in einem persönlichen Telefonat zwischen Präsident Wladimir Putin und seinem US-amerikanischen Kollegen Barack Obama nicht zur Sprache gekommen. Einen Konsens konnten die beiden Männer jedoch nicht erreichen. Gemeinsam mit China lehnt Russland noch immer jegliche Sanktionen gegen Syrien ab.
Quellen: PRAVDA-TV/AFP/Ria Novosti/Deutsch-Russische-Nachrichten vom 20.07.2012