Ende Januar 2012 hat eine politische Krise das westafrikanische Land Mali gespalten – die Menschen fliehen aus dem Norden in andere Landesteile. Die Angst, Opfer von Gewalt zu werden, Unsicherheit und die Ernährungskrise haben zudem mehr als 300.000 Malierinnen und Malier zur Flucht in benachbarte Länder wie Burkina Faso, Niger und Mauretanien gezwungen. Ärzte ohne Grenzen unterstützt die Flüchtlinge ebenso wie die lokale Bevölkerung. Die Flüchtlinge, die vor allem aus Timbuktu, Gao, Ségou und Mopti kommen, suchen in Gemeinden und Lagern Zuflucht, in denen es nur wenig Unterstützung dabei gibt, Wasser, Nahrung und Unterkünfte zu erhalten.
Um auf die Bedürfnisse der verletzlichen Menschen zu reagieren, unterstützt Ärzte ohne Grenzen Gesundheitszentren in Burkina Faso, Mauretanien und in Niger. Jede Woche behandeln die Teams in mobilen Kliniken Menschen in dortigen Lagern. Seit Februar, haben sie in den Grenzregionen Malis mehr als 23.000 Untersuchungen durchgeführt. Im Lager Mbera in Mauretanien haben die Teams auch rund 100 Entbindungen im Gesundheitsposten von Ärzte ohne Grenzen begleitet.
Die Region leidet ohnehin schon unter Dürre und Nahrungsunsicherheit
Die Flüchtlinge haben nicht genügend Zugang zu Trinkwasser, vor allem in den Wüstengebieten Mauretaniens. Wasser ist jedoch essentiell, um hygienebedingte Krankheiten und andere gesundheitliche Probleme zu verhindern. Im Lager Bani Bangou stellt Ärzte ohne Grenzen auf Lastwägen chloriniertes, sauberes Wasser zur Verfügung. „Mit Temperaturen um 50 Grad Celcius, müssen wir sicherstellen, dass die Flüchtlinge und speziell die kleinen Kinder sowie ältere Personen genügend zu trinken bekommen“, erklärt Marie-Christine Férir, Nothilfekoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. Migrationsbewegungen wie diese sind besonders alarmierend, wenn wie hier die Region schon unter Dürre und Nahrungsunsicherheit zu leiden hat.
Behandlung und Vorbeugung von Mangelernährung
Die Flüchtlinge sind bei der Verteilung von Nahrungsmitteln völlig abhängig von humanitärer Hilfe. Mütter bekommen weder Milch noch entsprechende Nahrung für ihre Kinder. „Reis kann zwar den Hunger stillen, aber nicht die wichtigen Nährstoffe ersetzen, die Kinder brauchen. Die Zufuhr von Nahrungsgrundstoffen wie Proteine, Fette, Vitamine, Kohlenhydrate und Mineralstoffe ist essentiell für das Wachstum und die Entwicklung eines Kindes“, so Marie-Christine Férir. In Mauretanien haben Flüchtlinge Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen erzählt, dass sie wegen des Mangels an Nahrungsmitteln aus Mali geflohen seien. Seit Beginn des Notfalleinsatzes hat Ärzte ohne Grenzen 1.000 schwer mangelernährte Kinder in den drei betroffenen Ländern behandelt.
Nahende Regenzeit erhöht Malariarisiko
Kinder vor Masern zu schützen, ist eine weitere Priorität für Ärzte ohne Grenzen. An solchen Orten wie den Lagern, in denen Menschen in chaotischen Zuständen leben müssen und Kinder an chronischer Mangelernährung leiden, wäre eine Masernepidemie verheerend. Ärzte ohne Grenzen hat mit Unterstützung der Gesundheitsbehörden seit März mehr als 10.000 Kinder gegen Masern geimpft. Fälle von Cholerawurden in Namarigoungou und Bonfeba in Niger verzeichnet. Ärzte ohne Grenzen und das Gesundheitsministerium haben daher seit Anfang Mai zudem etwa 600 Cholerapatientinnen und -patienten behandelt. Ein anderes Team legt gerade bei der Fertigstellung zweier 60-Betten-Cholera-Behandlungszentren letzte Hand an.
Die schwierige Lage der Flüchtlinge und die nahende Regenzeit erhöhen das Risiko für Epidemien wie Malaria und Cholera. Auch die Zeit der Nahrungsmittelknappheit, die im Juli beginnt, droht zu einem Höhepunkt der Mangelernährung zu führen. Die Flüchtlinge stehen also vor der Doppelbelastung von Mangelernährung und Malaria.
In der Region Sikasso in Mali führen die Teams von Ärzte ohne Grenzen kinderärztliche und Ernährungsaktivitäten in fünf Gesundheitszentren und im Krankenhaus von Koutiala durch. Zusätzlich zu den Heilmaßnahmen arbeitet Ärzte ohne Grenzen an der Vorbeugung gegen die Haupt-Kinderkrankheiten. Im Norden des Landes, arbeitet Ärzte ohne Grenzen im Krankenhaus von Timbuktu und versorgt Menschen in den Regionen Timbuktu, Kidal und Mpoti.
Quelle: Ärzte ohne Grenzen vom 28.06.2012