Ein türkisches Kampfflugzeug ist vor der syrischen Küste ins Meer gestürzt. Die Türkei prüft nun, ob es sich im türkischen oder syrischen Luftraum befand und kündigt Konseuquenzen an.
Im Nahen Osten droht nach dem Abschuss eines türkischen Kampfflugzeugs durch syrische Truppen ein internationaler Konflikt. Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül kündigte am Samstag an, „notwendige“ Schritte gegen Syrien einzuleiten. Nach den Piloten und dem Wrack der Maschine vom Typ F-4 wurde noch gesucht. Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußerte sich „in großer Sorge“. Der UN-Sondergesandte Kofi Annan will unterdessen den Druck auf die syrischen Konfliktparteien verstärken.
Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete in der Nacht zum Samstag, die Truppen hätten ein unidentifizierbares Objekt in syrischem Luftraum geortet, das in geringer Höhe und mit großer Geschwindigkeit geflogen sei. Nach Abschuss des Objekts habe sich herausgestellt, dass es sich um ein türkisches Militärflugzeug gehandelt habe.
„Eine Vertuschung ist nicht möglich“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Gül. „Es gibt keine Zweifel daran, dass die notwendigen Schritte unternommen werden.“ Worum es sich dabei handeln könnte, sagte Gül allerdings nicht. „Unsere Ermittlungen werden sich darauf konzentrieren, ob das Flugzeug innerhalb unserer Grenzen abgeschossen wurde oder nicht“, sagte der türkische Staatschef. „Weil das ernste Konsequenzen haben könnte, wird es von uns keine Stellungnahme geben, bevor die Details untersucht worden sind.“
Kampfflugzeug vor syrischer Küste ins Meer gestürzt
Die Maschine war nach türkischen Angaben am Mittag von den Radarschirmen verschwunden. Sie sei rund 13 Kilometer vor der syrischen Stadt Latakia ins Mittelmeer gestürzt, hieß es aus dem Büro von Ministerpräsident Racep Tayyip Erdogan. Nach türkischen Fernsehberichten befand sich das Flugzeug auf einem Aufklärungsflug. Syrische Schiffe seien an der Suche nach dem Wrack beteiligt. Gül sagte, es sei Routine, dass Kampfjets bei schnellen Flügen kurzzeitig den Luftraum anderer Staaten verletzten.
Vor Beginn des Aufstands in Syrien im März 2011 galten Ankara und Damaskus als Verbündete, seitdem wurde die Türkei zu einem der schärfsten Kritiker des Regimes von Baschar Assad. Angesichts der anhaltenden Gewalt in Syrien hat auch die Türkei den Rücktritt Assads gefordert.
In Syrien stößt außerdem die Errichtung von Flüchtlingslagern auf türkischer Seite der Grenze auf Missfallen. Die Regierung in Damaskus wirft der Türkei vor, die syrische Opposition zu unterstützen und Aufständische von ihrem Gebiet aus aktiv werden zu lassen. Die Türkei hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Annan forderte angesichts der eskalierenden Gewalt in Syrien erhöhten Druck auf die Konfliktparteien. Er strebe für den 30. Juni in Genf ein Treffen einer sogenannten Kontaktgruppe über die Lage in Syrien an, sagte Annan am Freitag vor Journalisten. „Je länger wir warten, desto düsterer wird Syriens Zukunft sein“, erklärte Annan in Genf. Einflussreiche Länder müssten daher den Druck verstärken. Vorschläge zur Änderung seines Sechs-Punkte-Plans für Frieden in dem Land legte er jedoch nicht vor.
In einer wichtigen Rolle in den Bemühungen um eine Lösung der Syrien-Krise sieht Annan indes Teheran. Allerdings haben sich die USA bislang vehement gegen eine von Russland geforderte Einbindung Teherans gestemmt.
Quellen: Reuters/dapd/taz vom 23.06.2012