Er kommt spät und geht früh – der Sommer an der Hudson Bay in Kanada. Doch aktuelle Satellitenbilder zeigen, wie Schnee und Eis derzeit verschwinden. In Zukunft dürften die warmen Phasen noch deutlich länger dauern.
Man muss es ja einmal sagen: So ein richtiger Kracher war der Spätfrühling 2012 in Deutschland nicht. Auch der Start des meteorologischen Sommers fiel vielerorts ins Wasser. Immerhin können Fans von Grillpartys, Freibädern und Open-Air-Kinos aber noch auf warme Wochen und Monate hoffen – und sich an das vergangene Jahr erinnern, als der September die wohl schönsten Sommertage brachte.
Dagegen ist der Sommer im Norden Kanadas eher kurz – zumal an der Hudson Bay, die manchmal auch als „Eiskeller Nordamerikas“ bezeichnet wird. Im subarktischen Klima kann hier im September schon der erste Schnee des kommenden Winters fallen. Doch bevor das soweit ist, bemüht sich auch hier der Sommer, zu seinem Recht zu kommen.
Bilder des Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) auf dem Nasa-Satelliten „Aqua“ zeigen, wie sich die südöstliche Ecke der Hudson Bay zwischen April und Juni verändert hat. Am Ende des Winters sind die Landflächen noch beschneit, außerdem bedecken unzählige Eisschollen das Gewässer. Dass die Bucht nicht komplett zugefroren ist, hat nicht zuletzt mit kräftigen Winden zu tun, die das Eis vom Land wegdrücken und es so splittern lassen. Auf dem Bild sind dunkle Bereiche offenen Wassers zu sehen.
Diese schwarzen Areale sind im Bild Anfang Juni deutlich größer: Aus dem Bereich der James Bay ist das Eis inzwischen weitestgehend verschwunden – und auch weiter nördlich schmilzt es dieser Tage mit großer Geschwindigkeit. So sind auf dem Bild die flache Insel Akimiski und die Gruppe der Belcher Islands gut zu erkennen. Sie sind noch immer von den Schollen eingeschlossen, doch spätestens im Juli sollten diese mehr oder weniger komplett aus der Bucht verschwunden sein.
Klimaforscher haben beobachtet, dass das Eis der Hudson Bay seit den Siebzigern im Schnitt immer früher schmilzt. Am stärksten sei dieser Effekt im westlichen Teil der riesigen Bucht ausgeprägt. Im vergangenen Jahr war eine Modell-Studie zu dem Schluss gekommen, dass sich dieser Trend fortsetzen dürfte – und die Bucht in Zukunft womöglich nur noch sieben bis neun Wochen im Jahr von Eis bedeckt ist. Für die Eisbären im Gebiet der Hudson Bay wird das allerdings dramatische Folgen haben.
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Quellen: NASA/Der Spiegel vom 22.06.2012