In Ägypten nehmen die politischen Spannungen besorgniserregend zu. Die Armee kritisierte die beiden Präsidentschaftskandidaten, von denen jeder den Sieg für sich reklamiert, und warnte vor Unruhen. Weil die für Donnerstag geplante Bekanntgabe des Ergebnisses der Wahl verschoben wurde, versammelten sich Tausende von Anhängern der Muslimbruderschaft auf dem Tahrir-Platz in Kairo.
Die Islamisten machen den herrschenden Militärrat, für die Verzögerung verantwortlich. „Wir wollen die Wiedereinsetzung des aufgelösten Parlaments und die Ernennung Mohammed Mursis zum Staatschef“, so einer der Demonstranten. Seine Anhänger behaupten, der Islamist habe 52 Prozent der Stimmen erhalten. Die Unterstützer des früheren Ministerpräsidenten Ahmed Schafik wiederum sehen ihren Mann als Sieger. Auch Schafik selbst ist sich dessen sicher, die Stichwahl gewonnen zu haben.
Die Wahlkommission hat die Verzögerung mit dem möglichen Betrug in zahlreichen Wahllokalen begründet. Weiterhin unklar ist der Gesundheitszustand des früheren Präsidenten Hosni Mubarak. Er hatte am Dienstag einen Hirnschlag und einen Herzanfall erlitten und liegt seither im künstlichen Koma in einem Krankenhaus Kairos. Anfang Juni war er zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Quelle: Euronews vom 22.06.2012