Der Chef der „Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH“, Carl Heinz Daube, tritt zurück. Die 25000-Euro-GmbH ist für das Schuldenmanagement Deutschlands zuständig und verwaltet derzeit über eine Billion Euro. Über die Hintergründe des plötzlichen Rücktritts wird heftig spekuliert.
Carl Heinz Daube (51), Geschäftsführer der „Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH“ und damit Deutschlands oberster Schuldenmanager, quittiert seinen Dienst. Auf Anfrage der Börsen-Zeitung sagte Daube: „Ich habe um vorzeitige Auflösung meines bis zum 31. Dezember 2013 laufenden Vertrages gebeten.“
„Die Bitte um Auflösung des Vertrages hat ausschließlich familiäre Gründe“, ergänzte Daube. Daube ist seit 2008 Geschäftsführer der Finanzagentur, die das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Bundes regelt. Er verantwortet die Bereiche Handel und Emissionsgeschäft, Strategie und Kommunikation. Der Bund hat gegenwärtig ausstehende handelbare Bundeswertpapiere im Umfang von etwas mehr als 1,1 Bill. Euro welche durch die „Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH“ gemanaged werden.
Seit 2010 wurde die Finanzagentur vom Rat der europäischen Finanz- und Wirtschaftsminister als Dienstleister für den Marktauftritt des europäischen Rettungsfonds European Financial Stability Facility (EFSF) mandatiert. Ihr Aufgabenspektrum umfasst u. a. die Emission und Übernahme von Finanzierungsinstrumenten im Namen und für Rechnung der EFSF sowie deren Liquiditäts- und Risikomanagement.
Ob der Rücktritt von Daube im Zusammenhang mit der aussichtslosen Lage in der Eurozone steht, ist reine Spekulation. Nach Ex-Bundespräsident Horst Köhler, Bundesbank Präsident Axel Weber und dem Abgang von Josef Ackermann (Deutsche Bank) reiht sich der Chef der Finanzagentur nun ein in die Reihe der Würdenträger, welche plötzlich und unerwartet ihren Dienst quittieren – meist aus „familiären“ oder sonstigen Gründen.
Selbstdarstellung der Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH:
Die Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH (im folgenden Finanzagentur) ist der zentrale Dienstleister für die Kreditaufnahme und das Schuldenmanagement des Bundes. Sie wurde am 19. September 2000 gegründet, hat ihren Sitz am Finanzplatz Frankfurt/Main und beschäftigt derzeit ca. 300 Mitarbeiter. Die Gesellschaft, deren alleiniger Gesellschafter die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium der Finanzen, ist, erfüllt Aufgaben bei der Haushalts- und Kassenfinanzierung des Bundes. Diese Aufgaben wurden zuvor dezentral vom Bundesministerium der Finanzen, der Deutschen Bundesbank und der Bundeswertpapierverwaltung wahrgenommen. An den Finanzmärkten tritt die Deutsche Finanzagentur ausschließlich im Namen und für Rechnung des Bundes auf.
Die Aufgaben der Finanzagentur umfassen Dienstleistungen bei der Emission von Bundeswertpapieren, die Kreditaufnahme mittels Schuldscheindarlehen, den Einsatz derivativer Finanzinstrumente sowie die Geldmarktgeschäfte (Aufnahme und Anlagen) zum Ausgleich des Kontos der Bundesrepublik Deutschland bei der Deutschen Bundesbank. Mit der Auflösung der Bundeswertpapierverwaltung zum 31. Juli 2006 hat die Finanzagentur auch das Privatkundengeschäft für Bundeswertpapiere und das Führen des Bundesschuldbuchs übernommen.
Das Dienstleistungsspektrum der Finanzagentur für ihren Gesellschafter beinhaltet weiter die Erarbeitung von Marktanalysen und Modellen zur Festlegung einer optimalen Kreditaufnahmestrategie, die Liquiditätssteuerung, die Risikoüberwachung sowie die Werbung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Bundeswertpapiere.
Die organisatorische und personelle Struktur der Finanzagentur sind so ausgerichtet, dass sie schnell wechselnden Anforderungen der Kapitalmärkte Rechnung trägt. Die daraus gewonnenen Synergieeffekte liefern die Voraussetzungen, um die Bedingungen für die Finanzierung des Bundes nachhaltig zu verbessern, die Zinskostenbelastung mittelfristig zu senken und die Risikostrukturen im Schuldenportfolio des Bundes zu optimieren.
Die Kreditaufnahme und das Schuldenmanagement des Bundes unterliegen wegen seiner strategischen Bedeutung neben den üblichen Instanzen einer besonderen parlamentarischen Kontrolle. Haushaltsexperten der im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien, zusammengeschlossen im Bundesfinanzierungsgremium, nehmen diese Aufgabe wahr. Das Schuldenmanagement bildet somit die Nahtstelle zwischen Politik und Markt.
Am 8. Juni 2010 wurde die Finanzagentur vom Rat der europäischen Finanz- und Wirtschaftsminister als Dienstleister für den Marktauftritt des europäischen Rettungsfonds European Financial Stability Facility (EFSF) mandatiert. Ihr Aufgabenspektrum umfasst u. a. die Emission und Übernahme von Finanzierungsinstrumenten im Namen und für Rechnung der EFSF sowie deren Liquiditäts- und Risikomanagement. Die Beauftragung besteht – ebenso wie die EFSF – nur vorübergehend und endet am 30. Juni 2013.
http://www.youtube.com/watch?v=n5DaOS-_u9o
Quelle: MMnews vom 08.06.2012