Immer mehr Rebellen sehen die Bemühungen der UN um eine Waffenruhe als gescheitert an und wollen sich auch selbst nicht mehr daran halten. Die Regierung Syriens leugnete jede Verantwortung für das Massaker von Hula.
Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) erklärten den Friedensplan der Vereinten Nationen schlicht für „tot“. Tatsache sei, dass das Regime von Präsident Baschar al-Assad nur Gewalt verstehe – so die Kommentare nach dem verheerenden Blutbad von Hula. Unter den Augen der UN-Beobachter würden die Verbrechen verübt. In New York solle man das Scheitern der Mission verkünden, lauteten die verzweifelten Reaktionen aus dem Widerstand.
In einer Erklärung der FSA heißt es, wenn es den UN nicht gelinge, die Zivilbevölkerung zu schützen, sehe man sich nicht auch selbst nicht mehr länger an die Waffenstillstandsvereinbarung gebunden. Amerikanische Sender berichten von Aufrufen der syrischen Rebellen, sich für das Massaker zu rächen.
Annan am Montag noch einmal in Syrien erwartet
Die Regierung in Damaskus wies die Verantwortung für den Angriff auf eine Reihe von Dörfern von sich, bei denen am Freitag mehr als 90 Menschen umgekommen waren. Syrien sei einem „Tsunami aus Lügen“ unterworfen, die nur der Regierung die Schuld zuschöben, sagte der Sprecher des syrischen Außenministeriums, Dschihad Makdissi, vor der Presse. Stattdessen seien „feindlich gesinnte Bewaffnete“ für das Massaker verantwortlich. Es sei ein Komitee entsandt worden, um die Angelegenheit zu untersuchen. Makdissi kündigte zudem an, der UN-Sondergesandte Kofi Annan werde am Montag in Syrien erwartet.
Der Angriff in Hula galt als eines der blutigsten Ereignisse seit Beginn des Aufstands in Syrien vor 15 Monaten. UN-Beobachter zählten bei ihrem Eintreffen in Hula mehr als 92 Tote, darunter mindestens 32 Kinder unter zehn Jahren. Laut Opposition hatten am Freitag zunächst Regierungstruppen die Ansammlung von Ortschaften nordwestlich der belagerten Stadt Homs attackiert. Dann sollen – so Aktivisten wörtlich – „regierungstreue Kriminelle“ die Ortschaften überfallen ganze Familien „abgeschlachtet“ haben.
Der breiten internationalen Kritik schlossen sich auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle und die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton an. Sie forderten übereinstimmend, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und den Druck auf Assad und seine Handlanger zu erhöhen.
Kämpfe überall im Land und in Damaskus
Am Sonntag nahmen syrische Regierungstruppen mehrere Wohngegenden im Zentrum des Landes unter Beschuss. Davon betroffen seien Teile der Stadt Hama und die von Rebellen gehaltene Ortschaft Rastan, teilten die Örtlichen Koordinationskomitees und das Syrische Observatorium für Menschenrechte mit. Beide Aktivistengruppen meldeten zudem Gefechte zwischen Regierungssoldaten und Rebellen in Hama und mehreren Vororten der Hauptstadt Damaskus.
Bei einer Bombenexplosion in Damaskus sollen laut Aktivisten mehrere Menschen ums Leben gekommen sein. Die Bombe habe ein Sicherheitsfahrzeug im Stadtteil Masse erfasst, teilten Menschenrechtler mit. Nahe dem Militärflughafen stieg schwarzer Rauch auf.
Quellen: AP/dpa/Deutsche Welle vom 27.05.2012