Wie angekündigt demonstrierte am gestrigen Samstag die Occupy-Bewegung in zahlreichen europäischen Städten gegen die Sparpläne der Regierungen sowie Korruption, Machtmissbrauch und soziale Ungerechtigkeit. In den Hauptstädten Berlin, London, Madrid und Lissabon gingen Tausende von Menschen auf die Straße.
Insbesondere in Spanien fand der gestrige Aktionstag großen Anklang bei der Bevölkerung. Zehntausende „Indignados“ – die „Empörten“ – protestierten in zahlreichen spanischen Städten gegen die Sparpläne der dortigen Regierung. In der Hauptstadt Madrid riefen die Menschen zu Trommelklängen Slogans wie „Sie (die politische Klasse) vertritt uns nicht“ oder „Nehmt die Straße ein„. Hinter einem Banner mit der Aufschrift „Gegen die Kürzungen“ ließ eine Gruppe junger Männer symbolisch die Hosen herunter. Auch eine Art „Besetzung“ ist geplant: auf dem zentralen Platz „Puerta del Sol“, auf dem vor rund einem Jahr die Bewegung der Indignados entstand, die sich später mit der weltweiten Occupy-Bewegung verbündete, wollen die Aktivisten eine viertägige „permanente Versammlung“ abhalten. Dies wurde allerdings durch die Behörden untersagt; laut behördlichen Auflagen müssen die Aktivisten jeden Abend um 22 Uhr das Feld räumen. Es wird sich zeigen, ob und wie die Polizei versuchen wird, diese Auflagen durchzusetzen.
In der portugiesischen Hauptstadt Lissabon demonstrierten gestern rund 2000 Menschen. Auch in anderen portugiesischen Städten wurde protestiert. Portugal ist wie Spanien besonders stark von der Finanzkrise betroffen.
In Berlin demonstrierten nach Polizei-Angaben rund 3500 Menschen in Form eines Sternmarsches. Auf verschiedenen Routen zogen Kapitalismuskritiker, Globalisierungsgegner, antifaschistische Initiativen und Umweltaktivisten zunächst zum Alexanderplatz, wo die fünf Protestzüge vereint wurden. Vor dem Roten Rathaus fand am frühen Abend eine Abschlusskundgebung statt, bei der junge Demonstranten einen Tanz unter einem symbolischen „Rettungsregenschirm“ aufführten. Nach Angaben eines Polizeisprechers verlief die Kundgebung friedlich. Der erneute Aufbau eines Protestcamps in Berlin wurde den Aktivisten allerdings von den Behörden untersagt. Das vorige „Occupy Berlin“-Camp wurde bereits im Januar von der Polizei geräumt.
In London gingen Hunderte Menschen gegen Sparpläne der Regierung unter dem konservativen Premierminister David Cameron und die Macht der Banken auf die Straße. Sie versammelten sich schließlich auf dem Platz vor der St Paul’s Cathedral, wo sich bis zur Räumung Ende Februar das Protestcamp von Occupy London befand. Polizei-Angaben zufolge kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Über die Hintergründe und eventuelle Verletzte ist bislang aber nichts bekannt.
Im Vorfeld der gestrigen Proteste veröffentlichte die Occupy-Bewegung ein Manifest im Internet, in dem sie mehr soziale Gerechtigkeit sowie eine Demokratisierung wirtschaftlicher und politischer Prozesse fordert
Quellen: Berlin Biennale/Der Spiegel/gulli.com vom 13.05.2012
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