Inspektoren der Internationalen Atombehörde IAEA haben in der unterirdischen Anreicherungsanlage Fordo im Iran Spuren von auf 27 Prozent angereichertem Uran sichergestellt, meldet die Nachrichtenagentur Associated Press am Freitag unter Hinweis auf eine diplomatische Quelle in Wien, wo die IAEO ihren Sitz hat.
Der Anreicherungsgrad des mutmaßlichen Funds würde den vom Iran angegebenen Wert von um sieben Prozent übersteigen. Wie der Gesprächspartner der Agentur ausführte, bedeutet der Fund nicht unbedingt, dass der Iran im geheimen Kernmaterialien stärker anreichert. Viel wahrscheinlicher sei, dass es in der Anlage zu einem technischen Fehler bei der Kalibrierung der Zentrifugen gekommen sei. IAEA-Experten untersuchen den Vorfall.
Laut Angaben der AP wird der Fund in den inoffiziellen IAEA-Bericht zum iranischen Atomprogramm, der noch am Freitag veröffentlicht werden soll, einfließen. Ebenso soll der Bericht die Information enthalten, dass sich in der Anlage in Fordo etwa 700 Zentrifugen befinden, mit den Uran auf 20 Prozent angereichert wird. Weitere 350 Zentrifugen seien nicht in Betrieb.
In dem Dokument sollen außerdem Details zu den Verhandlungen der IAEA mit dem Iran angeführt werden, deren jüngste Etappe der unangekündigte Besuch von IAEA-Chef Yukio Amano in der Islamischen Republik am 21. Mai war.
(Ein Satellitenbild vom Natanz Atomkraftwerk. Iranische Offizielle sagen die Drohne überflog die Anlage Fordo, nahe bei Qom)
Die internationale Atombehörde bestätigte am 9. Januar offiziell, dass der Iran in der neuen Anlage in Fordo die Urananreicherung auf 20 Prozent aufgenommen hatte. In der Erklärung der IAEA hieß es, alle Kernmaterialien in der Anlage würden sich „unter Beobachtung der Behörde“ befinden.
Wie der Chef der iranischen Atomenergiebehörde Fereydun Abbasi-Davani 2011 bekanntgab, hat Teheran „nicht vor, den Anreicherungsgrad auf ein Niveau über 20 Prozent anzuheben“. Ziel der Arbeiten in Fordo sei ausschließlich „die Steigerung der Brennstoffmenge als Reserve für den Teheraner medizinischen Reaktor“.
Die Frage der Urananreicherung im Iran war eines der Hauptthemen auf den Verhandlungen zwischen der „Sechsergruppe“ der internationalen Vermittler und Teheran, die am 23. und 24. Mai in Bagdad stattfanden.
EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hatte am Donnerstag, nach Abschluss der Verhandlungen in Bagdad, konstatiert, dass zwischen der Sechsergruppe und Teheran immer noch Differenzen in Bezug auf einige Fragen bestehen. Zugleich habe sich der Iran bereit erklärt, die Frage der Urananreicherung auf 20 Prozent zu erörtern, so Ashton.
Der Sechsergruppe gehören die Veto-Staaten der Uno und Deutschland an. Zusammen mit der IAEO bemüht sie sich seit 2003 um eine Aussetzung der Urananreicherung im Iran, die die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags gefährden kann. Für Atomwaffen ist eine Uran-Anreicherung von mehr als 80 Prozent nötig.
Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel seines zivilen Nuklearprogramms an Atomwaffen zu arbeiten. Teheran beteuert den friedlichen Charakter seiner Atomaktivitäten, die ausschließlich auf die Deckung des Energiebedarfs ausgerichtet seien.
Quellen: Reuters/AFP/Ria Novosti vom 25.05.2012