Drei Wochen vor der ägyptischen Präsidentenwahl brennen in Kairo wieder die Barrikaden. Bewaffnete gehen auf Demonstranten los, Menschen sterben oder werden verletzt. Wer sind die Hintermänner?
Die Straßenkämpfe vor dem Verteidigungsministerium dauerten mehrere Stunden, dann schickte die Armee ihre Soldaten in das Viertel. Mindestens elf Demonstranten seien getötet worden, als die Angreifer mit Schusswaffen, Stöcken und Brandbomben auf sie losgingen, berichten Krankenhausärzte. Neun Todesopfer seien erschossen, zwei weitere erstochen worden. Die Zahl der Verletzten wird auf mehr als 160 beziffert.
Die Demonstranten gehören verschiedenen Bewegungen an. Seit der vergangenen Woche protestieren radikal-islamische Salafisten vor dem Ministerium gegen den Ausschluss ihres Kandidaten Hasim Abu Ismail von der Präsidentenwahl. Dieser war von der Wahlkommission abgelehnt worden, weil seine Mutter die US-Staatsbürgerschaft besessen hatte. Weitere Demonstranten zählen zu der Bewegung der „Revolutionären“, die eine schnellere Machtübergabe der Militärs an eine zivile Regierung fordern.
Um wen es sich bei den Angreifern handelte, ist noch ungewiss. Die Polizei macht „wütende Anwohner“, die „gegen die ewigen Demonstrationen“ seien, für den Gewaltausbruch verantwortlich. Regierungskritische Aktivisten vermuten hingegen, die Angreifer würden von den Sicherheitskräften geduldet oder sogar bezahlt.
Angesichts der eskalierenden Gewalt haben mehrere Präsidentschaftskandidaten ihren Wahlkampf vorerst eingestellt und fordern ein Ende des Blutvergießens. Der Wahlkampf hatte offiziell am Montag begonnen. Die Stichwahl findet am 16. und 17. Juni statt. Einige Politiker boykottierten zudem ein Treffen mit dem herrschenden Militärrat, bei dem es um die Bildung eines Ausschusses für die Arbeit an einer neuen Verfassung gehen sollte.
Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak im Februar vergangenen Jahres kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen dem Militärrat und Demonstranten, die eine Machtübergabe der Generäle an eine zivile Regierung fordern. Der Militärrat hat dies für den 1. Juli angekündigt.
Quelle: AFP/dapd/dpa/Deutsche Welle vom 02.05.2012