Italienische und spanische Banken haben bei dem EZB-Tender ordentlich zugegriffen und viel in die Anleihen des eigenen Landes investiert. Doch das Geld ist fast aufgebraucht und die Zinssätze steigen bereits weiter. Die Banken können keine Staatsanleihen mehr kaufen.
Die italienischen Banken haben bereits 46,4 Prozent der Mittel, die sie über langfristige Refinanzierungsgeschäfte von der EZB aufgenommen haben, verbraucht und die spanischen Banken 42,3 Prozent, schreibt die Royal Bank of Scotland in einer Notiz an ihre Kunden. Sie beruft sich dabei auf die EZB-Daten für den Zeitraum von Dezember bis März. Sollten die italienischen und spanischen Banken vorgehabt haben, die Hälfte der EZB-Kredite für den Kauf von Staatsanleihen ihrer Länder zu nutzen, hätten die italienischen Kreditinstitute noch sechs Milliarden Euro bis Ende März dafür zur Verfügung gehabt und die spanischen rund 16 Milliarden Euro, schrieben die Analysten.
Sollten sich die Banken hingegen dazu entschlossen haben, bis zu 65 Prozent von den durch den Tender aufgenommenen Krediten für den Kauf von Bonds zu nutzen, könnten spanische Finanzinstitute entsprechend der Kaufrate im März noch weitere 1,6 Monate Anleihen kaufen, die italienischen sogar nur mehr weniger als einen Monat. „Der aggressive Kauf bis heute bedeutet, dass die verbleibende Feuerkraft aus dem LRG für die europäischen Märkte für Staatsanleihen nun deutlich niedriger ist“, heißt es in der Notiz. „Die Unterstützung von inländischen Banken dürfte sogar weiter verblassen.“
Gerade in Italien und Spanien waren die nationalen Banken bisher sehr stark beim Kauf von Staatsanleihen engagiert. Der allgemein schlechte Zustand der Banken, besonders der spanischen, wird zusammen mit den sinkenden finanziellen Möglichkeiten entsprechend zu deutlich höheren Zinssätzen auf die Schulden der beiden Länder führen: Zinssätze, die in den vergangenen Wochen schon deutlich angezogen haben. Dies wird die Refinanzierungsmöglichkeiten Italiens und Spaniens stark einschränken und übt im Falle Spaniens zusätzlichen Druck hinsichtlich eines Bailouts aus.
Quelle: Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 02.05.2012