„Dragon“: ISS-Astronauten fangen private Raumkapsel ein

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Premiere im Orbit: Erstmals hat eine private Raumkapsel an der Internationalen Raumstation angedockt. Astronauten an Bord der ISS fingen die „Dragon“ mit einem Roboterarm ein. Das historische Manöver dauerte etwas länger als geplant – weil sich offenbar ein Lasermessgerät im Ziel irrte.

Die Fracht an Bord ist überschaubar – und doch ist das Anlegen der „Dragon“-Raumkapsel an der Internationalen Raumstation ein historisches Ereignis. Zum ersten Mal hat eine private Raumfähre am Außenposten der Menschheit im All festgemacht, mit einer halben Tonne Versorgungsgütern. Nebenbei ist der Flug der erste eines US-Raumschiffs zur Raumstation, seit die legendären Space Shuttles der Nasa im vergangenen Sommer ausrangiert wurden.

Die Nasa-Astronaut Donald Pettit nahm die Kapsel zusammen mit seinem Esa-Kollegen André Kuipers gewissermaßen an den Haken. Mit einem Roboterarm zogen sie die „Dragon“ an die Station heran. Danach soll das eigentliche Andockmanöver folgen. Das Einfangen hatte sich wegen einiger zusätzlicher Tests verzögert. Ein Laser-Abstandsmesser hatte zwischenzeitlich offenbar einen Reflektor am japanischen „Kibo“-Modul der Raumstation ins Visier genommen – und nicht die geplante Anlegestelle.

Die „Dragon“ hatte am Mittwoch und Donnerstag alle Tests erfolgreich absolviert. Die Kapsel hatte sich zuletzt unterhalb der Station in einer Entfernung von 2,5 Kilometern gehalten. Das Kontrollzentrum im texanischen Houston, die zwei Astronauten an Bord der ISS und ein Team der Herstellerfirma SpaceX in Kalifornien testeten das Kommunikations- und Navigationssystem an Bord der Kapsel. Am Freitag folgte dann die weitere langsame Annäherung. Ausgepackt wird die Fracht am Samstag.

Start wurde mehrfach verschoben

Im Dezember 2010 hatte SpaceX als erstes Privatunternehmen eine Raumkapsel ins All und zur Erde zurückbefördert. Zur ISS sollte die „Dragon“ ursprünglich schon im Februar starten, der Termin wurde aber mehrfach verschoben. „Ich bin erleichtert“, hatte SpaceX-Gründer Elon Musk, dessen Unternehmen Trägerrakete und Kapsel entwickelt hatte, nach dem erfolgreichen Start am Dienstag getwittert. Das Unterfangen hatte dem Milliardär und Mitbegründer des Internet-Bezahlsystems Paypal einige Geduld abgefordert.

Doch es geht um viel: Sollte die Mission erfolgreich zum Abschluss kommen, hätten die USA nach dem Einstellen ihres Shuttle-Programms im vergangenen Jahr wieder einen eigenen Zugang zum Weltall. Derzeit hängen die USA für den Transport ihrer Astronauten komplett von Russland ab. Fracht können neben den Russen auch die Europäer und Japaner zur ISS bringen.

Beim ersten Test soll die „Dragon“-Kapsel auf ihrem Rückweg 660 Kilogramm Ladung – Müll und wissenschaftliche Geräte – zur Erde transportieren. Das können die Transporter aus Europa und Japan derzeit nicht. Am 31. Mai soll die sechs Tonnen schwere Kapsel, die 4,4 Meter hoch ist und einen Durchmesser von 3,6 Metern aufweist, wieder von der ISS abgekoppelt werden und im Pazifik vor der kalifornischen Küste landen.

Ein Vertrag zwischen SpaceX und der US-Raumfahrtbehörde Nasa sieht vor, dass das Unternehmen für 1,6 Milliarden Dollar zwölf Versorgungsflüge zur ISS gewährleistet und rund 20 Tonnen Material dorthin verfrachtet. Einen ähnlichen Vertrag hat die Nasa auch mit der Firma Orbital Space Corporation abgeschlossen. Dabei geht es vor allem um erhoffte Kosteneinsparungen.

Der Flug der „Dragon“-Kapsel zur ISS könnte ein wichtiger Schritt hin zu späteren bemannten Missionen mit der privaten Raumkapsel sein. In einigen Jahren soll das Vehikel auch bis zu sieben Astronauten transportieren können. In absehbarer Zeit will SpaceX sogar Raumfahrer zum Mond oder Mars schicken.

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Quellen: NASA/AFP/Der Spiegel vom 25.05.2012

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