Während der Mond mit einem Durchmesser von 3476 Kilometern die Erde schon seit rund vier Milliarden Jahren umkreist, gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Erde immer wieder etwa für die Dauer eines Jahres von mindestens einem weiteren Trabanten von nur wenigen Metern Durchmesser begleitet wird. Jetzt haben NASA-Forscher erstmals deren mögliche Umlaufbahnen berechnet.
Schon zuvor hatten die Forscher um Mikael Granvik vom Lunar Science Institute der NASA (vormals University of Hawaii, UH Manoa) mit einem Hochleistungscomputer anhand der Vorbeiflüge von rund 18.000 Asteroiden die Wahrscheinlichkeit berechnet, dass die Erde zu jeder Zeit von mehr als nur einem Mond umkreist wird. Das Ergebnis dieser Untersuchungen war die Erkenntnis, dass unsere Erde ständig vom mindestens einem weiteren, nur wenige Meter großen weiteren „Mond“ umkreist wird.
Die neuen Simulationen der Umlaufbahn eines solchen Objekts zeigen nun, dass diese „Mini-Monde“ unsere Erde jedoch nicht auf annähernden Kreisbahnen sondern in komplexen Schleifenbahnen umrunden (s. f. Abb.). Grund für diese regelrechten Kapriolen ist der Umstand, dass derartige Kleinstmonde von der Schwerkraft der Erde nicht fortwährend gleichermaßen angezogen werden. Dadurch wird ihre Umlaufbahn von einem Zwischenspiel der Schwerkräfte von Erde, Mond und Sonne bestimmt. Die Ergebnisse der Simulationen haben die Forscher aktuell im Fachmagazin „Icarus“ veröffentlicht.
Ein Mini-Mond umkreist dabei die Erde solange, bis die Schwerkraft der Sonne wieder die Oberhand über das Objekt gewinnt und den Asteroiden wieder, von der Erde fort, an sich bindet. Während auf diese Weise die meisten dieser kurzfristigen Monde etwa ein Jahr lang an die Erde gebunden sind, könnten andere unseren Planeten allerdings auch mehrere Jahrzehnte umkreisen.
„Mini-Monde sind wissenschaftlich von großem Interesse“, erläutert Jedicke. „Eines Tages könnte ein solcher Mond eingefangen und auf die Erde transportiert werden und so eine kostengünstige Möglichkeit darstellen, Material zu untersuchen, das sich seit der Entstehung des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren wahrscheinlich kaum verändert hat.“ Tatsächlich gibt es für ein derartiges Vorhaben schon erste Planspiele chinesischer Wissenschaftler.
Aufgrund ihrer geringen Größe von nur wenigen Metern Durchmesser könnte es allerdings schwierig werden, derartige Objekte selbst im Erdorbit ausfindig zu machen. Die neuen Simulationen sollen nun dabei helfen, gezielt auf die Suche nach temporären Erdmonden zu gehen.
„Das wissenschaftliche Potential hinter dem Ziel, einen solchen Mond zunächst zu finden, ihn im Orbit zu erforschen und vielleicht sogar kontrolliert auf die Erdoberfläche zu bringen, wäre bislang beispiellos“, so Granvik abschließend.
Quelle: NASA/grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.de vom 31.03.2012