Im Mittelmeer ist ein Versuch verhindert worden, das Waffenembargo gegen das Regime von Präsident Assad zu umgehen. Nach SPIEGEL-Informationen wurde ein deutsches Frachtschiff gestoppt, das Militärgerät und Munition nach Syrien liefern sollte. Die Waffen stammten aus Iran.
Kurz vor Erreichen des syrischen Mittelmeerhafens Tartus ist nach SPIEGEL-Informationen ein deutscher Frachter mit Waffen aus Iran gestoppt worden. Die „Atlantic Cruiser“ der Emder Reederei Bockstiegel hatte vor einigen Tagen im Hafen von Dschibuti von einem iranischen Frachter schweres Militärgerät und Munition für das syrische Regime übernommen. Am Freitag sollte die Fracht in Tartus gelöscht werden – dringend erwarteter Nachschub für das Assad-Regime.
Durch Überläufer im syrischen Regierungapparat wurde die Fracht bekannt und die Reederei gewarnt. Am Freitagnachmittag änderte die „Atlantic Cruiser“ plötzlich den Zielhafen, nun sollte der unverdächtige türkische Mittelmeerhafen Iskenderun angelaufen werden. Dann stoppte das Schiff etwa 80 Kilometer südwestlich von Tartus und fuhr die nächsten Stunden im Kreis.
Schiffsmakler Torsten Lüddeke von der C.E.G. Bulk Chartering, die für die Befrachtung der „Atlantic Cruiser“ verantwortlich ist, sagt: „Wir haben das Schiff gestoppt, nachdem wir Hinweise auf die Waffenladung erhielten.“ Es habe sich um eine sogenannte Kaltcharter gehandelt, der Frachter sei an die ukrainische Firma White Whale Shipping in Odessa vermietet worden.
„Die haben uns als Ladung vor allem Pumpen und ähnliche Dinge deklariert“, so Lüddeke, „Waffen hätten wir nie an Bord gelassen.“ Nun werde das 6200-Tonnen-Schiff erst einmal „da bleiben, wo es jetzt ist“. Die ukrainische Charterfirma habe darauf bestanden, dass die „Atlantic Cruiser“ Tartus anlaufe und keine Waffen an Bord habe. Nach SPIEGEL-Informationen wollte die Besatzung des Schiffs im zypriotischen Limassol Treibstoff bunkern, gab dort aber als Ladung „Waffen und Munition“ an. Daraufhin wurde die Versorgung verweigert.
Die Route von Dschibuti nach Tartus ist nach Erkenntnissen von Geheimdienstlern für iranischen Waffennachschub nach Syrien bekannt. Im Januar war ein mit Munition aus Russland kommendes Schiff in Zypern aufgehalten worden. Es hatte seine Fahrt nach Syrien mit der Ladung an Bord jedoch später fortsetzen können, nachdem der Kapitän erklärt hatte, er werde einen anderen Hafen als zunächst vorgesehen ansteuern.
Die EU-Staaten haben wegen der brutalen Unterdrückung der Protestbewegung verschiedene Sanktionen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad verhängt. Dazu gehört auch ein Waffenembargo. Der Uno-Sicherheitsrat hat bislang keine Sanktionen verhängt.
Quelle: Der Spiegel vom 14.04.2012