Yahoo verklagt Facebook

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Der Zeitpunkt könnte für Facebook nicht schlechter sein: Kurz vor dem geplanten Börsengang des sozialen Netzwerks hat Konkurrent Yahoo eine Patentklage eingereicht. Das Unternehmen fordert Schadensersatz, schließlich sei Facebook seit Jahren „schwarz gefahren“.

Erst seit Anfang des Jahres ist Scott Thompson Chef von Yahoo, er soll den zuletzt schwächelnden Konzern wieder konkurrenzfähig machen. In einer seiner ersten Aktionen drohte er dem sozialen Netzwerk Facebook mit einer Patentklage – und machte die Drohung nun wahr. Am Montag reichten die Yahoo-Anwälte in Kalifornien die Klage ein, das Unternehmen fordert Schadenersatz in bisher unbekannter Höhe.

Der Grund: „Viele der Technologien, auf denen Facebook fußt, wurden zuerst von Yahoo entwickelt“, schrieben die Anwälte in der Klageschrift. Über Jahre sei Facebook „schwarz gefahren“. Als Beispiele führen sie grundlegende Funktionen wie das Verschicken von Nachrichten, die Anzeige von Neuigkeiten oder die Kommentierung aufgeführt. Nach Ansicht von Yahoo hat Facebook auch bei den überlebenswichtigen Werbeanzeigen abgekupfert.

Insgesamt wirft Yahoo Facebook Verstöße gegen zehn Patente vor. Yahoo besitzt insgesamt mehr als 1000 Patente, Facebook 56.

Die Klage kommt für das soziale Netzwerk zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: Facebook ist mitten in den Vorbereitungen für seinen milliardenschweren Börsengang. Eine Klage von derartiger Tragweite könnte die Investoren verunsichern. Das weiß auch Yahoo und hat damit einen Vorteil in möglichen Verhandlungen über einen Vergleich. Facebook äußerte sich zunächst nicht.

Facebook und Yahoo sind Konkurrenten im Geschäft mit Werbung im Internet. Das soziale Netzwerk ist in den vergangenen Jahren schnell gewachsen und hatte zuletzt 845 Millionen Nutzer und einen Jahresumsatz von vier Milliarden Dollar. Yahoo gilt als Online-Pionier und war in den neunziger Jahren eines der wichtigsten Internetunternehmen. Zuletzt hatte die Firma jedoch Schwierigkeiten, mit Rivalen wie Google und Facebook schrittzuhalten.

Doch während Yahoo darbt, boomt Facebook umso mehr: Der Firmenwert wird auf bis zu 100 Milliarden Dollar geschätzt, rund das Hundertfache des aktuellen Jahresgewinns. Der Börsenwert von Facebook soll demnach so groß sein wie die von Siemens, RWE, ThyssenKrupp und der Lufthansa zusammen.

Yahoo hatte schon einmal einen Internet-Konkurrenten kurz vor seinem Börsengang mit einer Patentklage überzogen – 2004 war es Google. Damals hatte Yahoo die Firma Overture gekauft, einen Spezialisten für Suchmaschinenwerbung, der eine Klage gegen Google am Laufen hatte. Am Ende bekam Yahoo 2,7 Millionen Google-Aktien. Wenige Wochen später war das Paket mit dem Börsengang rund 230 Millionen Dollar wert. Zum heutigen Aktienkurs wären es sogar 1,6 Milliarden Dollar.

Quelle: aar/dpa/AFP/dapd/Der Spiegel vom 12.03.2012

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