Am 29. März sollen in Bagdad zum ersten Mal seit 1990 die arabischen Staats- und Regierungschefs bei einem Liga-Gipfel zusammentreffen
Bagdad/Wien – In gleich 13 irakischen Städten – von Kirkuk im Norden über Bagdad bis ins schiitische Kerbala – explodierten am Dienstag gleichzeitig Bomben, etwa fünfzig Menschen wurden getötet. Die Anschläge fielen auf den neunten Jahrestag der US-Invasion – und sind kurz vor dem Gipfel der Arabischen Liga in Bagdad ein Hinweis auf die nach wie vor prekäre Sicherheit im Land.
Dabei hatte sich die Lage nach einer Terrorismusspitze im Jänner, einer Reaktion auf den Abzug der US-Truppen Ende Dezember, im Februar stabilisiert – wobei manche irakische Offizielle unverblümt zugaben, dass das auch dem Umstand zu verdanken war, dass sunnitische Jihadisten nach Syrien abwandern, um dort gegen das Assad-Regime zu kämpfen. Mit dem Liga-Gipfel ist der Irak aber wieder Terrorziel.
In Bagdad werden von 27. bis 29. März – das ist der Tag, an dem die Staatschefs erwartet werden – etwa 26.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz sein, der Flughafen Bagdad wird teilweise gesperrt, am 29. vielleicht der gesamte Luftraum außer für die ankommenden Gäste. Es gibt auch Gerüchte, dass der Gipfel nicht wie vorgesehen im mittlerweile schon historischen Rashid-Hotel in der Internationalen Zone stattfindet, sondern in ein Gebäude nahe beim Flughafen verlegt werden soll. Dabei hat man extra eine neue, besser zu sichernde Straße vom Airport in die Stadt angelegt. Über hundert Millionen US-Dollar wurden in Gästehäuser und Hotels gesteckt.
Der Gipfel der Arabischen Liga ist der erste in Bagdad seit 1990, vor dem irakischen Einmarsch in Kuwait, und der erste der Liga seit 2010 – damals hieß der Gastgeber Muammar al-Gaddafi. 2011 wurde er wegen der Unruhe in der arabischen Welt abgesagt.
Der Irak ist für viele Araber ein schwieriger Gastgeber. In die beiden größten Problemen, die die Liga hat, nämlich Syrien und Iran, ist er tief involviert. Besonders die sunnitischen Golfstaaten misstrauen dem schiitischen Premier Nuri al-Maliki, der seit Jahresbeginn verstärkt gegen sunnitische Konkurrenten vorgeht. Die Sunniten sehen in Maliki einen iranischen Verbündeten.
Aber kurz vor dem Araber-Gipfel – dessen Vorsitz ein Kurde, Iraks Präsident Jalal Talabani, führen wird – ist Entspannung angesagt. Maliki hat Kuwait besucht und nach einem jahrelang sehr schlechten Verhältnis – auch nach Saddam Husseins Sturz 2003 – Einigungen in Grenz- und Entschädigungsfragen erzielt. Und Saudi-Arabien hat nun immerhin seinen Botschafter in Jordanien in Bagdad mitakkreditieren lassen. Die sunnitischen Araber schreiben also den Irak noch nicht ab. Aber Bahrain wird den Gipfel boykottieren, weil Bagdad im Vorjahr die Niederschlagung der – schiitisch dominierten – Demonstrationen im Inselstaat scharf kritisierte.
Quelle: standard.at vom 21.03.2012