Die Notenbanken schwemmen die Märkte mit Liquidität. Nun wächst die Sorge, ob die Finanzwirtschaft ohne die Droge überhaupt noch wachsen kann. Wenn dies zutrifft, droht eine gewaltige Blase. Durch die neuen Kredite im Markt steigen die Gefahren, die aus einem möglichen systemischen Kollaps entstehen könnten.
Die globale Wirtschaft könnte bereits zu stark von den Wachstumsanreizen der Zentralbanken abhängig sein. Die Bank of England, die US-Notenbank Federal Reserve und die EZB verfolgen seit einigen Monaten eine konzertierte Strategie: Die Krise soll durch hohe Liquidität in den Märkten bekämpft werden. Die insgesamt eine Billion Euro, welche die Europäische Zentralbank Ende vergangenen Jahres und in der vergangenen Woche bereitstellte, haben zu euphorischen Reaktionen an den Börsen geführt. Doch immer mehr Beobachter sprechen von einer Blase. Bei der Realwirtschaft kommt kein Geld von der EZB an, und die Finanzwirtschaft gewöhnt sich an das billige Geld wie der Junkie an die Spritze.
Eine Blasenbildung könnte die Folge sein: „Diese ganze Liquidität sollte zu selbsterhaltendem Wachstum führen. Wenn die Weltwirtschaft jetzt nicht selbstständig wachsen kann, dann haben wir wirklich ein Problem. Und wenn sie nicht wachsen kann, warum steigen dann die Aktienkurse?“, sagte Ed Yardeni von Yardeni Investments der Financial Times. Er hält die Märkte für „süchtig“ nach dem frischen Geld der Zentralbanken. Wie unsicher die Banken trotz der Schwemme sind, zeigen die hohen Übernachteinlagen bei der EZB. Der Direktor von Crossbridge Capital, Manish Singh, verweist darauf, dass die Geldschwemme die systemischen Risiken einer Bankenkrise nicht nur nicht eliminiert, sondern tatsächlich sogar vergrößert habe: Mit den zusätzlichen Milliarden im Markt würde das Scheitern einer systemrelevanten Bank noch schlimmere Folgen haben als vor dem Tender der EZB oder dem Quantitative Easing durch die Fed oder die Bank of England. Man müsse bedenken, dass die vielen Billionen, die jetzt im Markt seien, zu einem viel größeren Crash etwa bei einer systemrelevanten Bank führen könnten als das bei der Liquidität vor der Schwemme der Fall gewesen sei, schreibt Singh.
Dies würde bedeuten, die Politik (wie sie auch EZB-Chef Mario Draghi bevorzugt) die Schuldenkrise über das Gelddrucken zu lösen, hätte die Probleme nicht gelöst, sondern lediglich übertüncht.
Wie stark die Abhängigkeit vom Zentralbankgeld bereits ist, zeigte die Reaktion auf die Ankündigung der Federal Reserve, die Geldpolitik für den Dollar nicht expansiver zu gestalten. Der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, machte klar, kein weiteres Quantitativ Easing betreiben zu wollen und löste damit sofort enttäuschte Reaktionen an den Börsen aus.
Das Wachstum der Weltwirtschaft ist wesentlich von der Erholung in den USA abhängig. Dort zeigt sich nun, dass der Aufschwung schon kurz vor seinem Höhepunkt stehen könnte. Wie das Institut für Supply Management mitteilte, scheint die Erholung im Februar bereits wieder zu Ende zu gehen. Die Aktien- und Anleihenmärkte scheinen Analysten zufolge aber für eine Konjunkturabschwächung noch nicht gefestigt genug zu sein.
Dazu kommt, dass viele Anleger das Risiko immer noch unterschätzen und auf einen günstigen Augenblick warten, um Investitionen zu tätigen. Doch dann könnte es bereits zu spät sein.
Quelle: Deutsche Mittelstands Nachrichten vom 04.03.2012