David Cameron wollte Chaos verhindern – doch sein Ratschlag an die Bevölkerung, sich angesichts eines Streiks einen Benzinvorrat anzulegen, entfachte heilloses Durcheinander: Tankstellen registrierten 80 Prozent mehr Verkäufe, vor den Zapfsäulen bildeten sich Staus. Dann schritt die Polizei ein.
Warnungen der britischen Regierung vor möglichen Benzin-Engpässen führten in Großbritannien zu Panikkäufen und Chaos. Die Polizei schloss daraufhin mehrere Tankstellen. „Die Polizei greift ein, indem sie Tankstellen anweist, vorübergehend zu schließen, um den Verkehr aufrechtzuerhalten“, teilte die Polizei im südwestenglischen Dorset mit.
Aus verschiedenen Regionen hatten Beamte lange Schlangen vor den Tankstellen gemeldet. Die Benzinverkäufe seien teilweise um mehr als 80 Prozent gestiegen, teilte die Vereinigung der britischen Mineralölhändler am Donnerstag mit. Ein Händler berichtete, sein Absatz von Benzinkanistern habe sich versechsfacht. Sogar die Feuerwehr wurde zu Einsätzen wegen verschütteten Benzins gerufen, nachdem Autofahrer ihre Tanks überfüllt hatten.
Was war passiert: Die Gewerkschaft Unite hatte gedroht, die in ihr organisierten Kraftfahrer in einen Streik zu schicken. Obwohl die Gewerkschaft kein Datum für die Aktion nannte, riet die britische Regierung daraufhin, es sei sinnvoll zu tanken. Premierminister David Cameron riet Autofahrern am Mittwoch, sich wegen der möglicherweise bevorstehenden Streiks der Tankwagenfahrer einen Benzinvorrat anzulegen.
Der Minister für Kabinettsangelegenheiten, Francis Maude, hatte den Bürgern vorgeschlagen, sich mit vollen Benzinkanistern zu rüsten und diese in der Garage zu lagern. Damit handelte er sich Kritik von der Feuerwehr ein. Auch Energieminister Ed Davey rief die Autofahrer in der BBC auf, ihre Fahrzeuge vollzutanken und den Tank nicht lediglich zur Hälfte zu füllen.
Die Streiks stehen derweil offenbar nicht unmittelbar bevor. Nach Angaben der Verhandlungspartner soll es diesbezüglich vor Montag keine Gespräche geben. Der Chef der oppositionellen Labourpartei, Ed Miliband, forderte Cameron auf, sich für die teilweise widersprüchlichen Ratschläge zu entschuldigen.
Quelle: AP/Der Spiegel vom 29.03.2012