Es war einer der großen Wissenschafts-Sensationsmeldungen des vergangenen Jahres: Forscher des Opera-Experiments am Europäischen Kernforschungszentrum „CERN“ nahe Genf erklärten, Neutrinos gemessen zu haben, die die Strecke zwischen CERN und dem CERN-Untergrundlabor im Gran Sasso Bergmassiv schneller als das Licht zurückgelegt hatten. Nach ersten Erklärungsversuchen von exotischen Vorgängen bis hin zu Messfehlern, bestätigte ein Kontrollexperiment im November 2011 die ersten Messungen. Jetzt gestehen die Opera-Wissenschaftler selbst zwei möglicherweise simple Fehlerquellen beider Messungen ein, die es jedoch in einem weiteren Experiment noch zu überprüfen gilt.
Zum einen habe man an einem der Intervallzähler ein Problem bezüglich der Synchronisation mit den GPS-Signalen gefunden, der für Messung der Neutrinoreise im Verhältnis zur präzisen Entfernungsinformation verantwortlich ist und diese eigentlich präzisieren soll.
Des Weiteren, auch das bestätigte der CERN-Forschungsdirektor Sergio Bertolucci gegenüber der BBC, habe es ein Problem mit einer Glasfaserverbindung zwischen dem GPS-Signal und der Hauptuhr des Experiments gegeben. Dieses sei schlicht und einfach nicht vollständig eingesteckt gewesen.
Beide Probleme könnten jedoch gegenteilige Auswirkungen auf die Messergebnisse gehabt haben, wenn einer der Fehler dafür gesorgt haben könnte, dass die Reisegeschwindigkeit der Neutrinos überschätzt wurde, während der andere Fehler dafür gesorgt haben könnte, dass diese Geschwindigkeit unterschätzt wurde.
Als Ehrenrettung der verantwortlichen Wissenschaftler bemüht sich Bertolucci derzeit um Schadensbegrenzung: „Man sollte betonen, dass das Opera-Team selbst niemals aufgehört hat, seine Messungen aus der Welt zu schaffen – sprich diese rational zu erklären.“ Dass die Forscher nun diese durchaus peinlichen Fehler selbst eingestanden und veröffentlicht haben, sei ein Beleg für ihre Wissenschaftlichkeit.
Das Opera-Team selbst hat sich indes wie folgt erklärt: „Während wir unser Untersuchungen des Sachverhalts fortsetzen, um den Effekt (dieser Probleme) auf die beobachteten Messergebnisse eindeutig quantifizieren zu können, planen wir eine erneute Messung der Neutrino-Geschwindigkeit noch in diesem Frühjahr.“ Bislang ist der nächste Neutrinostrahl für Mai geplant.
Quelle: grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.com vom 23.02.2012