Impfungen sind eine der wesentlichen Erfolgsgeschichten der Medizin. Ungeachtet dessen nimmt die Zahl der Impfgegner und -skeptiker zu. In Gmunden wehren sich erstmals Lehrer einer öffentlichen Schule gegen Schülerimpfungen.
Das Lehrerkollegium des Sonderpädagogischen Zentrums Gmunden (Nikolaus-Lenau-Schule) will nicht länger verpflichtet werden, bei Schulimpfungen zu assistieren. Hinter der Entscheidung seiner Lehrer, die im Übrigen einstimmig getroffen wurde, steht auch Direktor Walter Mayrhofer: „Es ist nicht einzusehen, wieso Lehrer die Kinder zu den Impfungen treiben müssen. Nach meiner Auffassung ist Impfen eine Privatangelegenheit“, sagt Mayrhofer.
Schulimpfungen sind Ländersache. In Oberösterreich wird die Immunisierung fast nur von den Amtsärzten vorgenommen. Seit Abschaffung der Impfpflicht in den 1980er-Jahren findet die Immunisierung nur noch auf freiwilliger Basis statt: „Zwar gibt es immer mehr impfkritische Eltern, die sehr genau hinterfragen, ob denn die eine oder andere Vorsorge notwendig ist.
Die Zahl der Impfverweigerer ist mit zehn Prozent aber im Wesentlichen gleich geblieben“, sagt Eva Magnet, zuständige Amtsärztin in der Abteilung Gesundheit des Landes Oberösterreich. Es sei nicht nachvollziehbar, sagt Magnet, dass den Nebenwirkungen, die selten auftreten, mehr Beachtung geschenkt werde, als den Krankheiten selbst. Schulimpfungen seien sinnvoll, da sie eine hohe Durchimpfungsrate garantierten. Impf-Skeptikern wolle man mit besserer Aufklärung begegnen.
Bedenken rund um offene Haftungsfragen, die auch im Sonderpädagogischen Zentrum in Gmunden eine Rolle spielten, sind laut Magnet unberechtigt: „Schulen stellen nur den Raum zur Verfügung. Das Haftungsthema trifft allein die impfende Institution oder den Arzt.“
Trotz Gegenwind will SPZ-Leiter Mayrhofer nicht lockerlassen: „Wir werden diese Frage im nächsten Schulforum diskutieren und am Ende darüber abstimmen. Ich schätze aber, dass die Elternvertreter auf der Seite der Lehrer stehen.“
Die Zahl der Kinder, die an der Nikolaus-Lenau-Schule geimpft werden, sei laut Mayrhofer vergleichsweise gering: „Das heißt nicht, dass unsere Schüler ohne Immunisierung auskommen. Die Eltern erläutern diese Fragen mit den niedergelassenen Ärzten. Dort gehört dieses Thema auch hin“, sagt Mayrhofer.
Quelle: nachrichten.at vom 11.02.2012