Am heutigen Sonntag, genau eine Woche vor der russischen Präsidentenwahl, sind wieder Tausende Anhänger und Gegner von Regierungschef und Präsidentenkandidat Wladimir Putin in Moskau gleichzeitig auf die Straße gegangen.
Demonstranten aus beiden Lagern bildeten auf dem Moskauer Gartenring, einem Straßenring rund um das Stadtzentrum, zwei Menschenketten und standen stundenlang einander gegenüber.
Die oppositionelle Demonstrantenkette zog sich praktisch über den ganzen, knapp 16 km langen Gartenring. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf 11.000. An der Aktion nahmen unter anderem die Oppositionspolitiker Wladimir Ryschkow und Boris Nemzow sowie der Enthüllungs-Blogger Alexej Nawalny teil. Der Chef der Kommunistischen Partei, Gennadi Sjuganow, sowie Ex-Finanzminister Alexej Kudrin sagten den Demonstranten ihre Unterstützung zu.
Zuvor hatte Sergej Udalzow von der oppositionellen „Linken Front“ RIA Novosti mitgeteilt, dass zu der Aktion am Innenstadtring unter dem Motto „Für faire Wahlen“ 34. 000 Menschen erwartet würden. Weil der Straßenverkehr nicht gesperrt werden müsse sowie keine Fahnen und Transparente verwendet würden, benötigten die Organisatoren keine behördliche Genehmigung.
Zu gleicher Zeit bildeten die Anhänger von Regierungschefs Putin ebenfalls am Gartenring eine rund einen Kilometer lange Kette. Sie trugen symbolische rote Herzen mit der Aufschrift „Putin liebt alle“ und riefen auf, bei der bevorstehenden Präsidentenwahl am 4. März für Putin zu stimmen. Außerdem verteilten sie wie die russische Trikolore gefärbte Bänder. Nach Angaben der Organisatoren wurden insgesamt 20.000 Bänder verteilt.
Das Gegenüberstehen beider Ketten auf einem Bürgersteig dauerte rund vier Stunden. Danach begaben sich Oppositionsanhänger zum Revolutionsplatz, um mit einem Flashmob für ehrliche Wahlen zu demonstrieren und symbolisch den „politischen Winter“ zu verabschieden. Da die Behörden keine Kundgebung in unmittelbarer Nähe des Kremls erlaubt hatten, hatte die Aktion die Form eines Flashmobs: Man tanzte in Reigen und ließ weiße Luftballons in den Himmel steigen. Wegen mutmaßlichen Rechtsverletzungen nahm die Polizei zehn Menschen fest.
Auch in vielen anderen Städten Russlands gab es am Sonntag Aktionen „Für faire Wahlen“. Allein in Sankt Petersburg gingen nach Polizeiangaben rund 800 Menschen auf die Straße. Vor dem Demonstranten sprach unter anderem Präsidentschaftskandidat Sergej Mironow.
Am 4. März wählt Russland einen neuen Präsidenten. Laut Umfragen ist der jetzige Regierungschef Wladimir Putin, der bereits von 2000 bis 2008 Staatschef war, haushoher Favorit.
Putin ist Vorsitzender der Kreml-Partei Geeintes Russland, die bei der jüngsten Parlamentswahl vom 4. Dezember nach Behördenangaben eine Mehrheit der Stimmen erkämpft hat. Obwohl die Regierungspartei deutlich schwächer als 2007 abgeschnitten und ihre Zweidrittelmehrheit im Parlament verloren hatte, bezeichnete die Opposition das Wahlergebnis als manipuliert und rief ihre Anhänger auf die Straße. In Moskau und vielen anderen Städten kam es in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Protesten.
An einer Demo am 24. Dezember in Moskau nahmen nach amtlichen Angaben bis zu 30.000 Menschen teil. Am 4. Februar kamen nach Behördenangaben 34.000 Putin-Gegner zu der oppositionellen Kundgebung „Für faire Wahlen“. Zugleich veranstalteten Putin-Unterstützer in einem anderen Teil Moskaus eine Aktion mit 140.000 Teilnehmern. Am vergangenen Donnerstag waren bei einer Demo im Moskauer Luschniki-Stadion nach Polizeiangaben rund 130.000 Menschen zur Unterstützung Putins versammelt.
Quelle: Ria Novosti vom 26.02.2012