Am 27. Februar 1933 geht der Reichstag in Flammen auf. Am Tatort wird der niederländische Kommunist Marinus van der Lubbe verhaftet und später zum Tode verurteilt. „Der Spiegel“ vertritt die These, dass van der Lubbe Alleintäter war. Forscher bezweifeln das.
„Es fällt einem ‚Sturmgeschütz der Demokratie‘ schwer, einmal eingenommen Positionen zu revidieren“, sagt der Medienhistoriker Lutz Hachmeister. Und der Publizist und Soziologe Hersch Fischler ergänzt: „Der ‚Spiegel‘ hat zu dieser Frage die Aufklärung blockiert – und eine Legende produziert.“ Hersch Fischler recherchiert seit 20 Jahren zum Thema Reichstagsbrand. Er hat Zeitdokumente ausgewertet und neu erschlossen.
Für ihn ist klar, dass die zentrale Beweisführung des „Spiegel“ in Sachen Reichstagsbrand eine Vortäuschung falscher Tatsachen ist. „Der ‚Spiegel‘ sagt, van der Lubbe war Allein-täter“, so Fischler, „weil die Kriminalkommissare, die damals ermittelt haben, zum Ergebnis gekommen sind, dass er Alleintäter ist, weil sie es auch unter Eid vor dem Reichsgericht ausgesagt haben.“
Mittäterschaft: nicht untersucht
Doch die Quellen widerlegen diese Darstellung des „Spiegel“: Im Protokoll der Reichs-gerichtverhandlungen gegen van der Lubbe im Jahr 1933 sagte der in der Brandnacht ermittelnde Komissar Walter Zirpins, dass er wegen Zeitmangels die Frage nach Mit-tätern nicht habe untersuchen können. Auch sein Kollege Helmut Heisig sagte nichts zur Alleintäterschaft van der Lubbes aus. Und dennoch hat der „Spiegel“ die beiden 1959 zu Kronzeugen seiner elfteiligen Serie gemacht. Hat das Magazin Fakten nicht sorgfältig überprüft?
Zwei Telegramme, die Hersch Fischler im Bundes- und im Landesarchiv in Berlin entdeckt hat, werfen erneut Fragen auf. „Der Fund der Polizei-Telegramme ist deshalb so wichtig, weil vom ‚Spiegel‘ behauptet worden ist, es hätte überhaupt keine Hinweise auf andere Täter gegeben“, so Fischler, „es wären keine Spuren anderer Täter gefunden worden.“ Widersprüche, Ungereimtheiten, Überraschungen – im Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung hat Fischler entdeckt, dass es zwei Versionen der SPD-Zeitung „Vorwärts“ aus der Brandnacht gibt. In der einen heißt es, dass es nur einen Täter gab. In der anderen, dass die zuständige Polizeistelle nicht habe bestätigen können, dass van der Lubbe der Täter sei – doch auch dieser Spur ist der „Spiegel“ nicht nachgegangen.
These des „Spiegel“ steht immer mehr infrage
„Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein setzte die Alleintäter-These in der öffentlichen Meinung durch. Nach dem Fall der Mauer stellen neue Dokumente die These des „Spiegel“ immer mehr infrage. Im Jahr 2001 reagiert das Magazin mit einem Artikel. Das „Sturmgeschütz der Demokratie“ nimmt seine Kritiker ins Visier. Wissenschaftler wie Fischler seien lediglich akademische Außenseiter, heißt es. Das Fazit: Die These vom Alleintäter bleibe die plausibelste Erklärung. Wollte Augstein unbedingt Recht behalten? Dazu Lutz Hachmeister: „Ich glaube, er hatte überhaupt kein Interesse an Details der Reichstagsberichtserstattung, sondern an dem Scoop. Dass der ‚Spiegel‘ gegen den bis dahin existierenden Mainstream gesagt hat, es war nur einer, nämlich Marinus van der Lubbe, der den Reichstag angesteckt hat.“
1959 bringt der Hobby-Historiker und Verfassungsschützer Fritz Tobias seine Recherchen zum Reichstagsbrand beim „Spiegel“ unter. Sein exklusiver Informant ist der damals ermittelnde Kommissar Walter Zirpins, leitender Ausbilder von NS-Kriminalisten. 1940 verfolgte der SS-Mann als Chef-Ermittler Juden im Ghetto Lodz. Doch seiner Karriere nach dem Krieg schadet das nicht. „Der ‚Spiegel‘ hat den Zirpins 1951 zur Wiedereinstellung empfohlen“, sagt Hersch Fischler, „als einen unbelasteten und höchst qualifizierten Kriminalkommissar. Und der ‚Spiegel‘ hatte auch Erfolg. Er wurde wieder eingestellt, er wurde faktischer Leiter des LKA in Niedersachsen aus dem Innenministerium heraus und er wurde ‚Spiegel‘-Informant.“
Stories basierend auf Insider-Wissen
In den 1950er Jahren schart Augstein erfahrene Kriminalisten aus der NS-Zeit um sich – sie bringen mit ihrem Insider-Wissen die Stories, die er für den Erfolg brauchte. Ehemalige SS-Geheimdienstler wie Georg Wolff oder Horst Mahnke steigen 1959 beinahe in die Chefredaktion auf. Das Reichstagsbrand-Manuskript von Fritz Tobias wird von Paul Karl Schmidt, einem ehemaligen Nazi-Propagandisten, redigiert. Ehemalige Nationalsozialisten wirken bei Serien über NS-Kriminalstories mit. Lutz Hachmeister forscht zu NS-Netzwerken beim frühen „Spiegel“: „Das war eine effiziente Propaganda im ‚Spiegel‘ für alte Kameraden der Reichskriminalpolizei“, sagt er. „Das die wiederum kein Interesse hatten, ihre Kollegen von damals zu verfolgen, auch wenn die in Einsatzgruppen mitgemacht hatte und sich schwerer Kriminalität schuldig gemacht oder rassen-biologische Thesen vertreten hatten, das war klar.“
1960 wird gegen Zirpins wegen Anstiftung zum Judenmord ermittelt, zudem drohen NS-Kriminalisten Ermittlungsverfahren wegen Justizmord an van der Lubbe. Wollte sich Zirpins mit der Alleintäter-These durch den „Spiegel“ ein Alibi verschaffen? „Dass die Zuträger und Informanten, Zirpins und Tobias, Mahnke, dass die bestimmte Interessen hatten, bestimmte Leute zu entlasten und andere zu belasten, das halte ich sicherlich für realistisch“, so Hachmeister.
Kein Interview für Kulturzeit
Wie sich die Mentalität von NS-Netzwerken auf die „investigative“ Berichterstattung des frühen „Spiegel“ ausgewirkt hat, lässt sich letztlich nur aufklären, wenn das Magazin seine Archive vollständig öffnet. Ein Interview mit Kulturzeit hat die Chefredaktion des „Spiegel“ abgelehnt, Fragen blieben unbeantwortet.
„Der ‚Spiegel‘ hat sich gerade bei diesem Thema schon in vielen Artikeln um die von Ihnen erwähnte ‚historische Wahrheit‘ bemüht […] Ich denke, dass das öffentliche Interesse an diesem Thema damit vorerst befriedigt sein dürfte.“
(Dr. Martin Doerry, stellvertretender Chefredakteur „Der Spiegel“).
Der Nimbus des „Spiegel“ als „Projekt der Aufklärung“ hat durch Fischlers Recherchen Kratzer bekommen. Seine Suche nach neuen Spuren geht weiter. „Was ich an Hinweisen gefunden habe, an Berichten, die noch nicht veröffentlicht sind, weist darauf hin, dass das die Tat einer SS-Terrorgruppe gewesen ist“, sagt Hersch Fischler. Eine Terrortruppe, geheim?
Schon im Anschluss des Reichstagsbrandes wurde vermutet, dass die Nationalsozialisten selbst das Feuer gelegt hätten, um einen Vorwand für die Verfolgung politischer Gegner und die anschließende „Gleichschaltung“ des deutschen Staatswesens zu besitzen.
Mitglieder der regierenden NSDAP – allen voran Reichstagspräsident Göring – hätten zumal am ehesten die Möglichkeit dazu gehabt.
Angesichts des NSU-Skandals könnte Fischler mit dieser These schon bald die Aufmerksamkeit bekommen, die er sicherlich verdient.
Quellen: Wikipedia/3sat vom 28.09.2012
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