Mit Hilfe eines Roboters haben Taucher in der Tschechischen Republik nach eigenen Angaben die weltweit tiefste Unterwasserhöhle entdeckt.
Sie befindet sich im Hranická propast, einem Abgrund auf dem rechten Ufer des Flusses Bečva am südöstlichen Stadtrand von Hranice im tschechischen Mähren.
Eigentlich wird sie schon seit den 1960er erforscht, doch erst jetzt haben Taucher um Krzysztof Starnwaski nach einer zweijährigen Expedition herausgefunden, dass sie viel tiefer ist, als man bisher angenommen hatte.
Um den mit 404 Metern tiefsten Punkt der Unterwasserhöhle zu erreichen, muss man eine Menge Mut aufbringen und darf nicht zur Klaustrophobie neigen, denn es geht durch zahlreiche enge, dunkle Felsenkorridore, die nie zu enden scheinen und an denen oft die Ausrüstung der Taucher zum gefährlichen Hindernis werden kann.
Da das Tauchen in einer Tiefe von über 400 Metern für Menschen zu gefährlich ist, entschied das tschechisch-polnische Team von Krzysztof Starnwaski, die eigenen Tauchgänge bei 200 Metern einzustellen und einen Unterwasserroboter einzusetzen, um dennoch das Ende der Unterwasserhöhle erkunden zu können.
Das übernahm Bartlomiej Grynda mit seinem speziellen ROV (Raumordnungsverfahren), den er so tief wie möglich in die Höhle hinabschickte.
Die Aufnahmen des Explorationsfahrzeuges konnten von dem Forscherteam in Echtzeit auf dem Monitor beobachtet werden und sie erkannten umgestürzte Bäume und Äste auf dem Höhlenboden ruhen, die darauf hindeuten, dass diese riesige Höhle, die vermutlich Teil einer natürlichen Verwerfungslinie ist, im Laufe der Zeit ihre Form verändert hat.
Damit ist diese tschechische Höhle 12 Meter tiefer als die Doline Pozzo del Merro nahe Rom, die mit ihren 392 Metern bisher als tiefste Unterwasserhöhle galt.
© Fernando Calvo für Terra-Mystica.Jimdo.com am 03.10.2016
Michal Guba von der Tschechischen Speläologischen Gesellschaft gehörte zu dem Forscherteam:
„Uns interessiert auch, ob es möglich ist, ein Gerät noch tiefer tauchen zu lassen. Momentan liegt das aber nicht in unseren Kräften. Aus den hydrogeologischen Forschungen geht hervor, dass der Abgrund von Hranice 800 bis 1200 Meter tief sein soll. Bereits in den 1960er Jahren wurde dort mit den Forschungen begonnen. Die Experimente hingen von der technischen Ausstattung ab, die zur Verfügung stand.“
Seit 2010 arbeiten die tschechischen Speläologen mit ihren polnischen Kollegen zusammen, und diese haben einen speziellen Roboter konstruiert. Besonders Krzysztof Starnawski trug zu den Erkundungen in Hranice bei. Der Abgrund stelle für ihn eine Herausforderung dar, ließ er gegenüber Medien verlauten. Jetzt wollen die Experten gemeinsam an einer Vervollkommnung der Unterwassersonde arbeiten. Michal Guba:
„Wir werden nun erst einmal sehen, ob wir einige technische Details verbessern können, um die Forschungen fortzusetzen. Ich bin derzeit aber nicht in der Lage zu sagen, ob dies in einer Woche, einem Monat oder erst in einem Jahr gelingt.“
Die „Hranická propast“ – zu Deutsch „Weißkirchener Abgrund“ – befindet sich am rechten Ufer des Flusses Bečva, und zwar am südöstlichen Stadtrand von Hranice na Moravě / Mährisch Weißkirchen. Der Abgrund von Hranice ist im Übrigen eine Karsthöhle. In der Nähe liegen die Zbraschauer Aragonithöhlen (Zbrašovské aragonitové jeskyně), die ihm ähnlich sind. Sie wurden in den 1920er Jahren entdeckt und können offiziell besucht werden.
Literatur:
Im Reich der Toten: Eine Kulturgeschichte der Beinhäuser und Ossuarien von Paul Koudounaris
Chinas mysteriöses Höhlenlabyrinth: Die unterirdische Welt von Huangshan von Luc Bürgin
Die seltsamsten Orte der Welt: Geheime Städte, Wilde Plätze, Verlorene Räume, Vergessene Inseln von Alastair Bonnett
Video:
Quellen: PublicDomain/radio.cz am 03.10.2016
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