Unsere Vorstellungen von „Indianern“ sind klischeebehaftet und verallgemeinernd. Viel wurde über sie geschrieben. Doch noch immer ist wenig bekannt über ihre Sichtweise, ihre schillernden Mythen und faszinierenden Legenden. Zeit für einen kleinen Überblick.
Häuptlinge namens „Großer Büffel“, Mokassins, Kriegsbemalung und wilde Tänze um das Lagerfeuer.
Manches mag im Kern zutreffen, doch „die Indianer“ gab und gibt es nicht. Wenn wir von ihnen sprechen, dann meist als Sammelbezeichnung für die indigenen Völker Nordamerikas.
Vor der Kolonisierung Amerikas lebten hunderte verschiedene Indianerstämme auf dem Kontinent, die jeweils eigene reiche Kulturen und eigene Sprachen pflegten (Titelbild: Hopi Kachina Marsch von John Steele).
Die bekanntesten dieser Stämme sind wohl die Apachen, Cherokee und Sioux.
Von den Kolonisatoren wurden Indianer als unzivilisierte Wilde angesehen und systematisch vertrieben und nahezu vernichtet (Verdrängte und okkulte Hintergründe über die Entdeckung und Unterwerfung Amerikas (Videos)). Doch all den unterschiedlichen Stämmen war ein tiefes Wissen um die Natur und die Kräfte, die in ihr wirken, gemein (Von Indianern verwendete Heilerde ist wirksamer als Antibiotika).
Unzählige schillernden Legenden und Schöpfungsmythen sind übermittelt, die lange von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurden. Wir haben zwei für sie ausgewählt.
Die Lakota und ihre Legende von der Büffelfrau
Die Lakota-Indianer, die zu der Stammesgruppe der Sioux gehören, haben mit ihren am Feuer erzählten Geschichten ein in sich stimmiges Glaubens-Universum erschaffen. Im Zentrum dieses Glaubens steht Wakán Tánka, das große Geheimnis.
Es gilt als das unfassbare, höchste Wesen, das auch die Schöpfung aus sich hervorbrachte. Wakán Tánka, so der Glaube, wirkt überall und kann vielleicht am besten mit „Weltseele“ oder „Weltgeist“ übersetzt werden.
Auch die Geisterwelt war ein Teil von Wakán Tánka. Dieser Welt gehörte die Büffelfrau an. Der Legende nach brachte sie den Lakota-Indianern einst die heilige Pfeife, die als Friedenspfeife zum ikonischen Symbol geworden ist.
Die Legende ist in unterschiedlichen Versionen und Ausschmückungen übermittelt. Und sie geht im Kern so: Als zwei Brüder auf der Jagd nach Büffeln waren, erblickten sie eine schöne junge Frau. Einer der Brüder kam ihr zu nahe und bezahlte dafür mit seinem Leben. Er wurde durch einen Blitzschlag getötet.
Der andere aber wurde zurück zu seinem Stamm geschickt und verkündete dort, dass die junge Frau mit einer Botschaft kommen würde. Sie hielt Wort und brachte die Stammesriten sowie die heilige Pfeife mit. Zum Abschied verwandelte sie sich in einen weißen Büffel.
Büffel waren die Lebensgrundlage der Lakota. Sie dienten ihnen nicht nur als Hauptnahrungsmittel, sie nutzen auch das Fell, die Sehnen und die Hörner der Tiere. Der Legende nach waren die Büffel eine Zeit lang verschwunden und kehrten erst mit der Büffelfrau zurück.
Die Büffelfrau wird häufig als die Kulturbringerin für den Stamm der Lakota gedeutet und hielt auch Einzug in zahlreiche Legenden und Mythen anderer Stämme und Kulturen.
Die Hopi-Schöpfung: Leben wir in der vierten Welt?
Die Hopi-Indianer leben heute größtenteils im nordöstlichen Arizona in einem großen Reservat. Zahlreiche Götter bevölkern die Mythen der Hopi. Einst sollen diese vier Menschenpaare unterschiedlicher Hautfarben und mit unterschiedlichen Sprachen geschaffen haben.
Diese vier Menschenpaare, jeweils Mann und Frau, wurden der Übermittlung nach in eine Unterwelt gesetzt, wo sie friedlich miteinander leben und sich fortpflanzen sollten. Doch bald brach Streit unter den Menschen aus.
Zudem waren sie undankbar und vernachlässigten ihre Zeremonien. Darüber gerieten die Götter derart in Rage, dass sie die Unterwelt zerstörten. Der Legende nach überlebten jeweils nur sehr wenige Menschen. Diese durften in einer neuen Welt von vorne beginnen.
Doch jedes Mal wiederholten die Menschen dort ihre Fehler und jedes Mal wurde die alte Welt zerstört und nur wenige Außerwählte überlebten. Laut den Hopi leben die Menschen derzeit in der vierten Welt (Hüter der Schöpfung: Der indianische Weg zur Heilung der Erde und des Menschen).
Angeblich glauben sie daran, dass in naher Zukunft das fünfte Zeitalter beginnen wird. Nur die Menschen, die noch in der Lage seien, im Einklang mit der Natur zu leben, werden überleben und in einer fünften Welt neu beginnen können, so die Annahme.
Literatur:
Rückkehr zur Lebensweisheit der Lakota von Joseph M. Marshall
Frederik Hetmann: Indianer heute – Bericht über eine Minderheit von Frederik Hetmann
Bleib auf deinem Weg: Die Weisheit eines alten Indianers von Joseph M. Marshall
Hüter der Schöpfung. Der indianische Weg zur Heilung der Erde und des Menschen von Stephan Götze
Indianische Heilkunst. Pflanzen, Rituale und Heilungsbilder nordamerikanischer Schamanen von Prof. Dr. Rudolf Kaiser
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=ezU60gS0Fo0
Quellen: PublicDomain/Web am 09.10.2016
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